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Die Biotopkartiergruppe Filderstadt

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Rubrik: Pflanze / Tier / Thema des Monats

 

Oktober 2024: Die Kreuzotter ( Vipera berus )

 

Kreuzotter

Ja, es gibt Schlangen in Filderstadt. Die Kreuzotter gehört nicht (mehr) dazu. Wenn wir hier in der Umgebung auf Schlangen treffen, ist das in aller Regel die völlig harmlose Ringelnatter, die gut an ihren hellen Halbmonden am Kopf erkennbar ist (siehe Artikel Biotoper-Homepage August 2015). Eher besteht mit der im Aichtal vorkommenden und ebenfalls harmlosen Schlingnatter aufgrund ihrer ähnlichen Rückenzeichnung Verwechslungsgefahr. Allerdings tragen Kreuzottern nicht immer das typische Zickzackband auf dem Rücken. Es gibt auch komplett schwarze Tiere (Höllenotter).

Unter allen Schlangen weltweit hat die etwa 70 Zentimeter lange Kreuzotter das größte Verbreitungsgebiet. Sie kommt von England über Skandinavien und den Alpen bis nach Sibirien vor. Ihr Lebensraum sind strukturreiche, offene Gebiete mit Totholz, Steinen oder einzelnen Gebüschen, die Sonnenstellen, Verstecke, Winterquartiere und Fortpflanzungsplätze bieten. All dies ist in unserem intensiv bewirtschafteten Raum längst nicht mehr gegeben und so ist diese interessante Schlange, die über 25 Jahre alt werden kann, stark im Rückgang begriffen. Da sie kühlere Gegenden bevorzugt, wird sie zusätzlich durch die Klimaerwärmung immer stärker nach Norden oder in die Höhe gedrängt, was logischerweise endlich ist, denn irgendwann kommt Wasser beziehungsweise der Gipfel. Nun wurde sie für das Jahr 2024 zum Reptil des Jahres gekürt.

Als Filderstädter muss man auf die Schwäbische Alb oder in den Schwarzwald fahren, um mit viel Glück einer Kreuzotter zu begegnen. Dabei ist es nicht ratsam in Badeschlappen querfeldein zu laufen, denn die Kreuzotter ist eine Giftschlange. Die Giftzähne sitzen vorne im Oberkiefer. Ihre Beute wie Mäuse, Eidechsen, Blindschleichen, Frösche und gelegentlich junge Vögel, kann sie mit ihrem Geruchsorgan, das am Gaumen sitzt, riechen. Mit ihrer Zunge (züngeln) führt sie ihm kleinste Geruchsteilchen zu. Der kurze Biss erfolgt blitzschnell, wobei das Gift in den Körper des Opfers gelangt. Durch ihre beweglichen Kiefer ist sie in der Lage selbst große Beutetiere zu bewältigen.

Kreuzotter

Auch wenn sich eine Kreuzotter ernsthaft bedroht fühlt, kann sie zubeißen. Um den wertvollen Giftstoff nicht zu vergeuden, setzt sie ihn beim ersten Biss meist sparsam bis gar nicht ein. Erst bei anhaltender Gefahr wird wirkungsvoller zugestoßen. Hin und wieder machen Menschen zum Beispiel beim Beerensammeln Bekanntschaft mit ihren Zähnen. In solch einem Fall ist Ruhe zu bewahren. Ein Kreislauf in Aufruhr würde das Gift nur effektiver im Körper verteilen. Keinesfalls darf die Wunde ausgesaugt, abgebunden oder gar aufgeschnitten werden. Bei Kindern und vorerkrankten Menschen kann die Bisswirkung erheblich sein. Daher ist es immer sinnvoll, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. In Deutschland gab es 2004 den einzigen Todesfall seit 1960.


Kreuzotterweibchen gebären im Spätsommer meist zwischen sieben und elf Jungtiere, die bereits Giftzähne besitzen und sofort selbständig sind. Trotz ihrer Wehrhaftigkeit werden die Ottern von verschiedensten Vögeln, Igel, Marder, Fuchs, Wildschweinen und anderen erbeutet. Die größte Bedrohung ist jedoch der Schwund und die Zerschneidung ihrer Lebensräume. Selbst ein Fahrrad kann ihr zum Verhängnis werden (siehe Foto oben).

Da nie ganz ausgeschlossen werden kann, dass man auch mal einer exotischen Schlange begegnet, die aus ihrem Terrarium entwischt ist oder ausgesetzt wurde, ist es nicht ratsam, als Laie danach zu greifen. Sollte sich die sonnende Schlange am Wegrand tatsächlich einmal als Kreuzotter erweisen, dann einfach das prickelnde Gefühl genießen und staunen.

Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde: Die Kreuzotter, Reptil des Jahres 2024

Text: Birgit Förderreuther, Foto oben: Birgit Förderreuther, Foto unten: Ole Dost


Hinweis:

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