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Rubrik: Pflanze / Tier / Thema des Monats
Juni 2023: Das Landkärtchen ( Araschnia levana )
Schon mal was vom Landkärtchen gehört ? Äääh . . . Landkärtchen . . . äääh, das ist doch dieses kleine, faltbare Autokärtchen, das ich an jeder Tankstelle umsonst mitnehmen kann und das ich aber wegen meines hochmodernen "Navi" überhaupt nicht mehr brauche? Falsch geraten! Das Landkärtchen ist ein heimischer Schmetterling bzw. Tagfalter, der von den zuständigen Gremien zum "Insekt des Jahres 2023" in Deutschland gewählt wurde. Warum eigentlich? Gibt es diesen Schmetterling auch in Filderstadt? Zum Besonderen: Das Landkärtchen ist bei uns nicht selten oder gefährdet, aber es ist ein Sonderling: es kommt in zwei völlig unterschiedlich aussehenden Generationen bei uns vor! Sogar Experten gingen jahrelang davon aus, dass es sich dabei nicht um denselben Falter, sondern um zwei getrennte Schmetterlingsarten handeln muss. Der Zweck der beiden unterschiedlichen Farbmuster ist noch nicht zweifelsfrei erforscht. ![]() Zum Aussehen: Mit 3 - 4 cm Spannweite zählt das Landkärtchen zu den kleinen Edelfaltern. In der 1. Generation (Frühjahrs-Generation), welche Mitte April schlüpft und bis Mitte Juni fliegt, finden wir einen Schmetterling mit orangebrauner Grundfarbe und schwarzen Zeichnungsmustern auf der Flügel-Oberseite. Die 2. Generation (Sommer-Generation) ist dagegen überwiegend schwarz gefärbt mit weißem Band auf beiden Flügelhälften; sie fliegt ab Anfang Juli bis Ende August und ist wesentlich häufiger als die 1. Generation.. Die Flügel-Unterseite ist in beiden Generationen gleich und ähnelt einer genetzten Landkarte - daher der deutsche Art-Name. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht im Aussehen. ![]() Zum Vorkommen und zur Nahrung: Landkärtchen kommen vor allem in luftfeuchten Brennnesselbeständen im Wald, an Waldrändern und in Schneisen oder Brachen vor; mit anderen Worten: an naturnahen Wald- und Gewässerrändern. Innerhalb Filderstadts wurden in einem Gutachten aus dem Jahr 2012 die besten Bestandsdichten im Reichenbachtal, in der Gutenhalde und in den Steinenfurt-Wiesen festgestellt. Als Wirtspflanzen werden vor allem weißblütige Bestände aus Brombeere, Bärenklau, Wiesenkerbel, Engelwurz und Wilder Möhre angeflogen. Violette Blüten werden ebenfalls präferiert. Zur Fortpflanzung: Die Falter-Weibchen legen 8 - 10 grüne Eier in Türmchen auf der Unterseite von Brennnesseln ab. Daraus entwickeln sich schwarze Raupen mit dunklen Dornen (ähnlich dem Tagpfauenauge). Je nach Jahreszeit schlüpfen aus den Puppen (nach 2 - 3 Wochen) entweder die Schmetterlinge der Sommer-Generation oder die Tiere überwintern als Puppe und schlüpfen erst im darauffolgenden Frühjahr als 1. Generation. Zur Gefährdung: Die Art gilt in Deutschland als verbreitet in der Ebene und im Hügelland; sie ist deshalb als nicht gefährdet eingestuft. Hilfe-Tipp: Wer dem Landkärtchen helfen will, lässt Brennnesselfluren stehen, damit sich die Raupen und Puppen ungestört dort entwickeln können. Diese Maßnahme hilft auch anderen Schmetterlingsarten wie dem Tagpfauenauge und dem Kleinen Fuchs. Quellen: Text und Fotos: Eberhard Mayer Hinweis:Die vorhergehenden Beiträge (über 140 Berichte Stand 2023) "Art des Monats" können jahrgangsweise oder einzeln im Archiv (hier klicken) dieser Homepage nachgelesen werden. |