Rubrik: Pflanze / Tier / Thema des Monats
Januar 2018: Das Rebhuhn ( Perdix perdix )
Als ursprünglich osteuropäischer und asiatischer Steppenbewohner ist das Rebhuhn mit der Bewirtschaftung und
landwirtschaftlichen Nutzung unserer Felder und Wiesen nach Mitteleuropa eingewandert - es ist somit auch ein traditioneller
Filderbewohner auf unseren seit Jahrhunderten landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Allerdings: die Bestandssituation des Rebhuhns in Filderstadt und darüber hinaus in ganz Deutschland ist eine traurige und
überaus dramatische Geschichte. In den letzten 50-60 Jahren hat sich der deutschland-weite Bestand um 95 % reduziert, in
Baden-Württemberg ist die Art inzwischen als "vom Aussterben bedroht" in der Roten Liste eingestuft! Bei uns in Filderstadt
gehen wir nur noch von 15-20 Brutrevieren aus; in den 1970er- und 1980er-Jahren wurden nach Angaben unserer Jagdpächter und
Landwirte noch mehr als Brutpaare gezählt.
Wie alle Feld- und Bodenbrüter leidet das Rebhuhn vor allem unter den hohen Flächenverlusten, unter der Intensivierung
und Technisierung der Landwirtschaft sowie unter der zunehmenden Freizeitnutzung in Feld und Flur. In unserer Boom-Region
gehen Jahr für Jahr landwirtschaftliche Flächen durch Wohn- und Gewerbegebiete, Straßenbau und Flughafen/Messe
unwiederbringlich verloren. Monokulturen, Herbizid- und Pestizid-Einsatz sowie Flurbereinigungen und Feldwege-Ausbauten
lassen Graswege, Böschungen, Heckensäume und Brachflächen zunehmend verschwinden. Freilaufende Hunde, gedankenlose
Querfeldein-Reiter und -Fußgänger sowie Modellflieger und andere Freizeitbeschäftigungen wirken störend auf viele Wildtiere.
Um dem entgegen zu wirken, wurde in Filderstadt seit 1999 ein Rebhuhnschutzprogramm aufgesetzt, an dem in vorbildlicher
Weise Landwirte, Jagdverband, Stadtverwaltung und Naturschutz zusammenarbeiten. Ziel ist es dabei, Blühstreifen und mit
rebhuhn-freundlicher Einsaat begrünte Flächen bereitzustellen, die dem Rebhuhn und anderem Niederwild Nahrung und Deckung
verschaffen.
Das Rebhuhn als Bodenbrüter findet bei uns kaum noch störungsfreie Flächen, auf denen es im Mai/Juni sein Gelege
verstecken und die 10-20 Eier ausbrüten kann. Raubfeinde sind eine ständige Gefahr; kommt dann im späteren Frühjahr
noch nasskaltes Wetter hinzu, sind die erfolgreich geschlüpften Jungvögel durch Nässe und Unterkühlung bedroht. Mit bangem
Blick schauen wir deshalb im Mai/Juni zum Himmel, damit der Wettergott ein Einsehen hat und die Aufzuchtperiode des Rebhuhns
mit sonnigem und warmem Wetter begünstigt. Weil das erwachsene Rebhuhn lediglich eine Lebenserwartung von 2-3 Jahren besitzt,
ist die Nachwuchs-Reproduktion überaus wichtig für den Gesamtbestand einer Population. Bis zum Winterbeginn bleiben die
Junghühner im Familienverband, in der Zeit zwischen Mitte November bis Februar können sich mehrere Familien zu sogenannten
"Ketten" zusammenschließen. Im März und April beginnt dann die Paarungs- und Balzzeit, in welcher der knarrende Revier- und
Balzruf des Rebhuhns ("girr-rek") zu hören ist und die Paarbildung vollzogen wird.
Nahrung: Jungen Rebhühner benötigen eiweißreiche Insektennahrung (Larven, Puppen, Imagines), die Altvögel bevorzugen
pflanzliche Kost aus Sämereien, Gras, Knospen und Blattspitzen.
Text und Foto: E. Mayer
Februar 2018: Der Star( Sturnus vulgaris )
Der Star wurde vom Naturschutzbund (NABU) zum "Vogel des Jahres 2018" gekürt. Wie in den meisten Fällen davor soll damit
auf eine Vogelart aufmerksam gemacht werden, deren Bestandsrückgang in Deutschland Anlass zu erheblicher Sorge gibt. War
dieser "Star" unter den Singvögeln vor ca. 20 Jahren noch eine Allerweltsart und fast überall in Gärten, Obstwiesen, Wald-
und Bachrändern weit verbreitet, so hat sich dies in den letzten Jahrzehnten stark verändert: inzwischen ist der Star auf
der bundesweiten Roten Liste (2015) sogar als "gefährdet" eingestuft!
Was sind die Ursachen für die Gefährdung dieses schönen und geselligen Vogels? Man muss davon ausgehen, dass die
intensivierte Landwirtschaft, verbunden mit hohem Pestizideinsatz, das Nahrungsangebot an Würmern und Insekten auch für
den Star im Frühjahr/Sommer spürbar reduziert. Erschwerend kommt hinzu, dass im Herbst immer weniger natürliche Hecken mit
Beerenfrüchten zur Verfügung stehen - und fallen die Stare dann in die Weinberge ein, werden sie als "Schädlinge" drastisch
verfolgt bzw. vertrieben. Auch die fortschreitende Rodung alter Bäume, die mit ihren Höhlen Brutplätze für den Star bieten,
trägt zum Bestandsrückgang bei.
Als Kurzstreckenzieher verbringen Stare die strengen Wintermonate zwischen November und Januar im Mittelmeerraum; nicht
selten tauchen kleinere Trupps aber auch im Dezember/Januar bei uns auf, wenn die Temperaturen - wie in diesem Winter -
mild bleiben. Spätestens Mitte/Ende Februar kehrt der Großteil der Starpopulationen in seine Brutgebiete zurück und lässt
sich auch von späten Wintereinbrüchen kaum noch beeindrucken. Ende März/Anfang April beginnt das Brutgeschäft mit der
ersten Brut in Baumhöhlen oder Nistkästen; die 4 - 6 blassblauen Eier werden in 2 Wochen ausgebrütet, der Nachwuchs wird
ca. 3 Wochen lang gefüttert, bevor die Jungvögel ausfliegen und sich - gut zu erkennen an ihrem bräunlichen Gefieder - in
Schwärmen herumtreiben. Nicht selten wird anschließend noch eine Zweitbrut groß gezogen.
Was ist besonders schön und faszinierend am Star?
- Beeindruckend ist der wunderschöne, schwätzende sowie abwechslungs- und imitationsreiche Gesang, bei dem das Männchen
flügelschlagend und mit gesträubtem Gefieder seine variantenreichen Strophen in Höhlennähe vorträgt.
- Zur Balzzeit erscheint das Federkleid überwiegend schwarz und amsel-ähnlich; bei Sonnenschein und aus der Nähe betrachtet
glänzt und schillert das Gefieder grünlich bis purpurfarben. Die Weibchen tragen im Prachtkleid helle Punkte; erst im
Spätsommer erhalten die Jungstare weiße Spitzen auf ihren dunkelbraunen Federn.
- Faszinierend ist auch das Sozialverhalten der Stare: selten sieht man einen Star allein auf weiter Flur, stets leben
die Vögel gesellig und treten in Trupps oder größeren Ansammlungen auf. Besonders beeindruckend sind die riesigen Schwärme
im Herbst, wenn tausende Vögel exakte Wendungen im Schwarm ausführen ohne dass sie sich gegenseitig berühren.
Bei uns kann man Stare vor allem in unseren Streuobstwiesen beobachten. Wenn alter Baumbestand vorhanden ist, wird fast
jede Buntspechthöhle früher oder später von Staren besetzt. Helfen können wir diesem "Star" unter unseren Singvögeln, indem
wir ihm zusätzliche Brutmöglichkeiten in Form von Nistkästen anbieten: das Einflugloch sollte aber einen Durchmesser von
ca. 4,5 cm aufweisen.
Text: E. Mayer, Foto: S. Kambor
Quelle: NABU - Der Star, Vogel des Jahres 2018
März 2018: Das Veilchen( Viola )
Engl.: Sweet violett, frz.: Violette, südd.: Veigele, Visole
Das bei uns bekannteste Veilchen ist das März- oder wohlriechendes Veilchen. In Mitteleuropa gibt es etwa 25 Arten in der
Wildflora, wobei die Grenzen zwischen wild wachsenden und kultivierten Pflanzen fließend sind.
Veilchen sind in der Regel Selbstbestäuber, doch werden sie auch von verschiedenen Insekten angelockt und bestäubt, was
zur Folge hat, dass verschiedene Veilchenarten untereinander bastardieren können. Deshalb ist ein Bestimmen vorgefundener
Exemplare nicht immer leicht.
Bekannt und in Filderstadt eindeutig kartiert von Manfred Schacke sind: das wohlriechende Veilchen (Viola odorata),
Hundsveilchen (Viola canina ), Hainveilchen (Viola riviniana), Wunderveilchen ( Viola mirabilis), Rauhes Veilchen ( Viola
hirta), Waldveilchen ( Viola reichenbachiana).
Die Vermehrung der Pflanzen erfolgt über Samen, Oberirdische - und Wurzelausläufer. Manche dieser Arten verfügen über einen
Wurzelstock. Bei der Verbreitung der Samen spielen die Ameisen eine wichtige Rolle. Die aus der dreiteiligen Samenkapsel
verstreuten Samen werden von Ameisen zu ihrem Bau gebracht, um den Nachwuchs mit dem nahrhaften Anhängsel zu füttern. Die
Samen selber werden nicht weiter benötigt und werden am verschleppten Standort keimen.
Die Veilchen haben unterschiedliche Standorte, gemeinsam haben sie eine Abneigung gegen volle Sonne. Die meisten bevorzugen
Standorte im Trauf von Hecken und Waldrändern.
Die Blüten einiger Arten enthalten ein stark duftendes Öl, das oft für Parfüme und Seifen verwendet wird. Die oberirdischen
Teile enthalten Saponine, Glykoside und das Alkaloid Violin. In der Volksheilkunde dienen sie seit dem Altertum der Heilung
von Atemwegserkrankungen, Husten und Heiserkeit . Auch äußerlich werden damit Haut - und Augenleiden gelindert.
Die einjährigen Stiefveilchen (Viola tricolor ) und Acker-stiefveilchen( Viola arvensis) sind die Urformen der
kultivierten Stiefmütterchen ( Viola wittrockiana), ( Glotzerle oder Pensee), die als Winter - und Frühlingsblüher aus den
Gärten und Anlagen nicht mehr wegzudenken sind.
Text und Zeichnung: U. Bessing
Quellen:
Rothmaler Excursionsflora Atlasband 3 2011
Der grosse Kosmos- Naturführer 2015
Feldschlüssel Veilchen Uhlbert ca. 2010
April 2018: Die Erdkröte ( Bufo bufo )
"Krötenschleim und Spinnenbein, Drachenblut und Gallenstein…".Aus den Hexengebräuen früherer Zeiten ist unsere
Hauptdarstellerin nicht wegzudenken. Der Grund ist sogar nachvollziehbar:
In ihrer Haut und vor allem in den gut sichtbaren Wülsten hinter den Augen, sitzen zahlreiche Giftdrüsen. Die Giftstoffe
sollen Feinde sowie schädliche Mikroorganismen fernhalten.
Tatsächlich enthält der Giftcocktail unter anderem Substanzen, die ähnlich wie LSD Rauschzustände verursachen. Weitere
Bestandteile beeinflussen Herzschlag und Blutdruck. Um seine halluzinogene Wirkung zu entfalten muss das Gift in die
Blutbahn gelangen. Berührt man eine Kröte nur, sollt man sich trotzdem die Hände waschen, da Schleimhautreizungen auftreten
können.
Erdkröten gehören zu den Amphibien (Lurche). Ihre Haut ist dünn, kaum verhornt und schützt daher nicht vor Verdunstung.
Aus diesem Grund bevorzugen Amphibien in der Regel Lebensräume mit hoher Luftfeuchtigkeit. Trinken wird man eine Kröte
nicht sehen, da selbst das "Trinkwasser" über die Haut aufgenommen wird.
Was ihren Aufenthaltsort angeht, ist unsere Erdkröte nicht wählerisch. Bevorzugt werden Laub- oder Mischwälder mit
ausgeprägter Krautschicht. Es werden aber auch Wiesen und sogar Gärten besiedelt, wenn entsprechende Strukturen vorhanden
sind.
Tagsüber versteckt sie sich unter Steinen, Wurzeln, Laub oder in selbstgegrabenen Erdlöchern. Bei Anbruch der Dämmerung
geht sie dann auf Nahrungssuche. Läuft ihr eine Assel, eine Spinne, ein Regenwurm oder anderes Kleingetier über den Weg,
wird das Objekt kurz optisch fixiert, um dann mit der Schleuderzunge zielsicher erbeutet zu werden. Die Zunge ist vorne
im Unterkiefer befestigt und in Ruhe nach hinten Richtung Rachen geklappt. Beim Herausschleudern nimmt die Zungenspitze
am Mundhöhlendach klebrigen Schleim auf, an dem die Beute dann hängenbleibt. Der ganze Vorgang dauert weniger als eine
zehntel Sekunde.
Bei größeren Beutetieren, wie etwa dicken Regenwürmern, wird das aus dem Mund ragende und sich meist stark windende Ende
des Wurms nach und nach mit Hilfe der Vorderbeine vollends in den Mund gestopft, wobei anhaftende Erd- oder Laubteilchen
immer wieder mit denselben abgestreift werden.
Zum Schlucken brauchen Kröten dann die Augen (!): Diese werden nach innen gezogen und drücken so die Beute den Schlund
hinab. Auch Nacktschnecken stehen auf dem Speiseplan der Erdkröte. Schon deshalb müsste sie im Garten ein gern gesehener
Gast sein.
Auffallen tun Erdkröten vor allen, wenn sie im Frühjahr ihr Laichgewässer aufsuchen. Zuerst treffen die Männchen ein, die
hormongeschwängert auf alles zuschwimmen, was entfernt an ein Weibchen erinnert. So werden auch Holzstücke umklammert oder
andere Männchen, die den Irrtum mit einem knarzigen "uh, uh" kundtun. Die weiblichen Tiere sind um einiges größer als die
männlichen. Da sich die Weibchen nur alle paar Jahre fortpflanzen und daher zahlenmäßig am Laichgewässer unterlegen sind,
stürzen sich oft mehrere Männchen auf ein ankommendes solches. Es kann passieren, dass das Weibchen dabei ertrinkt, weil es
zum Atemholen nicht mehr über die Wasseroberfläche gelangen kann.
Manche Pärchen finden sich bereits auf dem Weg zum Gewässer, wobei das weibliche Tier den eisern klammernden Partner dann
huckepack vollends zum Zielort trägt.
Erdkröten geben ihre 3000 bis 8000 Eier in einer Schnur ab. Diese ist zwei bis fünf Meter lang und wird um Wasserpflanzen
oder ins Wasser ragende Zweige gespannt. Nach dieser Prozedur verlassen die Tiere ihr Laichgewässer und suchen ihren
Sommerlebensraum auf, der bis zu fünf Kilometer entfernt sein kann. Im Herbst bewegen sie sich dann wieder in Richtung
ihres angestammten Laichgewässers, um in dessen Nähe zu überwintern.
Aus den Eiern schlüpfen nach zwei bis vier Wochen Kaulquappen, die sich von absterbenden organischen Substanzen ernähren. I
m Sommer verlassen die fertig entwickelten, nur einen knappen Zentimeter großen Jungkröten das Gewässer. Erst nach drei
(Männchen) beziehungsweise fünf Jahren (Weibchen) werden sie geschlechtsreif und kehren dann zur Fortpflanzung zu ihrem
Gewässer zurück.
Feinde haben Erdkröten viele: Greifvögel, Eulen, Reiher, Iltisse und selbst Ringelnattern lassen sich von dem Gift nicht
abschrecken. Jungkröten werden sogar von räuberischen Käfern erbeutet. Für andere Tiere wie auch Hunde und Katzen, kann
ein Biss in eine Kröte tödlich enden. Da bereits die Kaulquappen toxische Stoffe absondern, werden sie von vielen Fischarten
verschmäht (Ausnahme: Hecht und Barsch). So kommt die Erdkröte zum Beispiel im fischreichen Bärensee in Filderstadt im
Gegensatz zu den anderen Amphibienarten noch in größerer Zahl vor.
Ein weiterer Feind der Kröten sind die Autos. Aufgrund ihrer relativ weiten Wanderungen zwischen Gewässer und
Landlebensraum müssen oft Straßen überquert werden.
Kröten wandern nachts und sie wandern langsam. Dabei bleiben sie gerne auch auf dem Asphalt sitzen. Die Männchen haben
hier nämlich einen guten Überblick und halten hoch aufgerichtet Ausschau nach potentiellen Partnerinnen. Selbst wenn man
als Autofahrer Rücksicht nimmt und die Geschwindigkeit auf 50 km/h drosselt, überleben das die Tiere nicht. Messungen
zufolge entsteht unter dem Auto ein Unterdruck, der den Kröten die Eingeweide aus dem Mund quellen lässt.
Die meist ehrenamtliche Arbeit von Naturschützern an Amphibienzäunen oder auch die zeitweise Sperrung von Straßen, kann
dem massenweisen Straßentod unserer Erdkröten entgegenwirken.
Es ist gut möglich, dass dies auch uns zugutekommt. Neuere Studien in Australien und China haben gezeigt, dass das Gift
der Kröten gegen Krebszellen wirkt.
Text und Foto: B. Förderreuther
Quellen:
http://feldherpetologie.de/lurch-reptil-des-jahres
www.20min.ch/krötengift
D.Gland (2015): Die Amphibien und Reptilien Europas
Mai 2018: Der Maikäfer ( Melolontha melolontha )
Der Name ist Programm. Maikäfer sieht man an warmen Abenden im Mai. Man sieht sie aber auch noch im Juli umher schwirren.
Wobei ... eigentlich hört man sie, bevor man sie sieht. Es sind dicke Brummer .
Er hat eine Körperlänge von ca. 2 - 3 cm. Die Seiten des Maikäfers sind schwarz-weiß. Der Rücken ist bräunlich gefärbt.
Kopf, Schild und Bruststück sind schwarz. Sie besitzen typisch gefächerte Fühler. Davon leitet sich auch der Name der
Familie ab, zu der der Maikäfer gehört: die Blatthornkäfer. Die Männchen besitzen 7 dieser Fächer, die Weibchen sechs.
Mittels vieler 10.000 Geruchssensoren spüren die Männchen die Weibchen zur Begattung auf. Entsprechend besitzen die
Weibchen kleinere Fühler mit erheblich weniger Geruchssensoren.
Die meiste Zeit verbringen die Maikäfer als Larven unter der Erde. Man nennt sie in dieser Form Engerlinge. Nach 3 - 4
Jahren kriechen sie aus der Erde und pflanzen sich als Käfer fort. Sie sterben dann nach 4 - 6 Wochen.
Durch diesen Zyklus kommen alle 4 Jahre besonders viele Maikäfer aus der Erde. Alle 30 - 40 Jahre kommen so viele
Maikäfer aus dem Boden, daß man es schon als Plage bezeichnen kann. Warum das so ist, weiß man nicht genau.
In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts waren Maikäfer noch recht häufig anzutreffen. Sie haben damals große
Schäden an Laub- und Obstbäumen verursacht. Nach massiven Bekämpfungsmaßnahmen sind die Käfer seltener geworden. Vor
allem in den 50er und 60er Jahren wurden mit DDT schwere Sünden an der Natur begangen. Danach wurden die Maikäfer so
selten, daß Kinder sie heutzutage oft nur noch von den Schokomaikäfern her kennen. Auch bei uns hier auf den Fildern
ist es eher eine Seltenheit einen Maikäfer anzutreffen.
Besonders die Larven (Engerlinge) gelten jedoch als Schädling. Während die Käfer bei Massenaufkommen ganze Laubwälder
kahlfressen, wovon sich die Bäume jedoch erholen, fressen die Larven die Wurzeln ab. Die Schäden an den Wurzeln sind
oftmals schwerwiegender und betreffen häufig Nutzpflanzen z. B. den Kartoffel- oder Getreideanbau. Aber auch komplette
Rasenflächen und Gärten von Wohnhäusern.
Feinde der Maikäfer sind Krähen, Eichelhäher, Turmfalken, Steinkäuze, Spitzmäuse, Igel und auch Wildschweine. Für ihre
Feinde stellen sie wiederum ein großes und wichtiges Angebot an Eiweiß dar.
Text: M. Hoffmann, Foto: t-online.de
Juni 2018: Die Bechstein-Fledermaus ( Myotis bechsteinii )
Die - nach dem thüringischer Naturforscher Johann Matthäus Bechstein benannte - Fledermausart gilt mit einem Gewicht von
7-10 Gramm und einer Flügelspannweite von 25-29 cm in Mitteleuropa als mittelgroße Art. Auffällig sind die langen Ohren,
die im Gegensatz zu den Langohrarten jedoch in der Mitte nicht durch eine Hautfalte verbunden sind.
In Baden-Württemberg ist die Bechsteinfledermaus nach BRAUN & DIETERLEN (2003) als verbreitete, aber nur mäßig häufige Art
einzustufen. Auch in Filderstadt und in Leinfelden-Echterdingen ist die Bechsteinfledermaus zu finden, wie der
Quartiernachweis in einem Nistkasten im Bereich Sandbühl/Gutenhalde zeigt. Die Bechsteinfledermaus gilt als Waldart,
wobei sie Laubwaldbereiche und hier vor allem Buchenaltholzbestände bevorzugt. In Süddeutschland besiedelt sie jedoch auch
gerne waldnahe Streuobstwiesen.
Die Sommerquartiere befinden sich in Baumhöhlen und Stammabrissen, aber auch in Nistkästen. Häufig ist ein Quartierwechsel
zu beobachten. Die Art jagt vor allem in geschlossenen Waldbereichen und in waldnahen Streuobstwiesen. Der Jagdflug erfolgt
dabei sehr strukturgebunden. Offene Bereiche werden offenbar gemieden. Die Ortungs- und Suchrufe sind kurz und stark
frequenzmoduliert. Der Frequenzbereich reicht 30-90 kHz von mit einer Hauptfrequenz von ca. 35-50kHz, bei einer Ruflänge
von ca. 2-4 ms in halboffenem Gelände. Die Rufe sind meistens jedoch nicht von denen anderer Myotis-Arten zu unterscheiden.
Zur Artbestimmung sind in den meisten Fällen Sichtnachweise oder Netzfänge erforderlich. Die Jagdhabitate liegen zumeist
in näheren Umfeld (1 km Umfeld) der Quartiere. Saisonale Wanderungen zwischen Sommer- und Winterquartier bewegen sich
demnach in einer Entfernung von größtenteils unter 50 km (BRAUN & DIETERLEN 2003; STEFFENS, ZÖPHEL & BROCKMANN 2004). Hier
liegt der überwiegende Teil der Ortswechsel in einem Bereich von 10-30 km. Als Winterquartiere dienen sowohl unterirdische
Quartiere, wie Höhlen und Stollen als auch Baumhöhlenquartiere.
Die Bechsteinfledermaus gilt sowohl landes- wie auch bundesweit als stark gefährdet und wird in den Anhängen II und IV
der FFH-Richtlinie als europaweit schützenswerte Fledermausart geführt. Als Hauptgefährdungsursache ist der Verlust
geeigneter Quartierbäume zu sehen.
Literatur:
BRAUN; M. & DIETERLEN, F. (HRSG.) (2003): Säugetiere Baden-Württembergs. Ulmer Verlag Stuttgart
DIETZ, C. HELVERSEN, O.V. & NILL, D. (2007): Handbuch der Fledermäuse Europas
Kosmos Naturführer Franckh-Kosmos Verlags GmbH Stuttgart
Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (HRSG) STEFFENS, R.; ZÖPHEL, U. & BROCKMANN, D. (2004):
40 Jahre Fledermausmarkierungszentrale Dresden. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege.
Text und Foto: P. Endl
Juli 2018: Der Augentrost ( Euphrasia officinalis ssp. rostkoviana )
Der Augentrost ist ein Rachenblütler und gehört in die Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae). Die Pflanze wird
10 bis 20 cm hoch. Sie hat zahlreiche kleine weiße Blüten mit violetten Streifen und einem gelben Schlundfleck. Die
gegenständlichen Blätter sind dunkelgrün, eiförmig und zur Spitze hin scharf gezähnt. Zu finden ist die Pflanze auf kargen
Böden, an Wegrändern, Trockenrasen und auf kalkarmen Heiden.
Euphrasia (griechisch) bedeutet Frohsinn, Wohlbefinden. Volkstümliche Bezeichnungen sind Augenkraut, Augentrost,
Augenklar u.ä. Diese Namen deuten darauf hin, dass die Pflanze unseren Augen gut tut. Optisch sind die hübschen weißen Blüten
ein wahrer Augenschmaus. Doch hier ist eher die pharmazeutische Wirkung gemeint. Als Euphrasia-Augentropfen hilft ein Auszug
aus der Pflanze gut bei Lidrand- und Bindehautentzündungen. Schon Leonhard Fuchs beschrieb die Heilpflanze in seinem
Kräuterbuch von 1543. Ende des 15. Jahrhunderts empfahl Hildegard von Bingen den Augentrost gegen Husten, Katarrh,
Kopfschmerzen und verschiedene innere Krankheiten, sogar gegen Gelbsucht.
In diesem Sinne gilt die Droge - der Apotheker bezeichnet alle getrockneten Teile einer Pflanze als Droge - heute als obsolet,
d.h. die Heilwirkung konnte nicht nachgewiesen werden und das Kraut wird deshalb nicht mehr verwendet. Sebastian Kneipp
dagegen empfahl den Augentrost neben der Anwendung am Auge auch als magenstärkendes Mittel, was wegen der Gerb- und
Bitterstoffe, die in geringen Mengen enthalten sind, durchaus begründbar ist.
Es gibt aber auch Bezeichnungen, die den Augentrost nicht so vorteilhaft aussehen lassen. Im Volksmund wird er auch
Milchdieb, Weidedieb und Wiesenwolf genannt. Der Grund dafür liegt in der parasitären Lebensweise des Augentrostes. Die
Pflanzen sind Halbschmarotzer (Semiparasiten), dringen in die Wurzeln von Weidegräser ein, entziehen ihren Wirtspflanzen Wasser
und Nährstoffe und behindern deren Wachstum. Bei größerem Vorkommen wird der Futterertrag gemindert und in Gegenden mit
ausgeprägter Milchwirtschaft schätzt man deshalb den Augentrost nicht sehr.
Als einzigen Standort in Filderstadt finden wir den Augentrost sehr zahlreich und stellenweise flächendeckend auf der
Haberschlai-Heide, wo die Pflanzen von Juni bis in den späten Oktober zu bewundern sind.
Text und Foto: B. Spahr
August 2018: Die Gemeine Skorpionsfliege ( Panorpa communis )
Von den weltweit etwa 100 Arten leben 5 davon in Mitteleuropa, darunter die besonders häufige, etwa 18 mm lange Gemeine
Skorpionsfliege.
Einen Weinberg am Uhlberg zu betreiben macht allein deshalb besondere Freude, weil es immer wieder Bekanntes und Neues zu
beobachten und zum Staunen gibt. Ein Tier, das fliegen kann und einen Hinterleib hat wie ein Skorpion?? Seltsam. Gründliche
Recherche führt zum Benennen-Können. Und schwups wird die Gemeine Skorpionsfliege im darauffolgenden Winter auch noch zum
Insekt des Jahres 2018 gekürt, das ist hier doch allemal ein näheres Beschreiben wert:
Wie alle Schnabelfliegen besitzen Skorpionsfliegen einen rüsselartigen verlängerten Kopf mit kauend-beißenden
Mundwerkzeugen. Die vier großen, netzartig geäderten und oft dunkel gefleckten Flügel werden in Ruheposition flach nach hinten
angelegt. Wirklich fliegen kann es trotzdem nicht. Scheucht man es auf, dann fliegt es nur ein paar Meter weit und landet
schnell wieder. Die beiden Geschlechter sehen sehr verschieden aus: Beim Weibchen ist das Hinterleibsende zugespitzt und dient
als Legeröhre. Aus dem Hinterleib des Männchens ragt eine Art Stachel - eben wie bei einem Skorpion, welches meist nach
oben gekrümmt getragen wird. Es beinhaltet eine Drüse, die ein Sexualpheromon produziert.
Die Skorpionsfliegen halten sich im Sommer vor allem in schattigen Bereichen, vor allem in Büschen auf. Sie ernähren sich
überwiegend von toten und verletzten Insekten, von Honigtau, den Blattläuse ausscheiden, oder manchmal auch von Nektar und
Früchten, was das Vorkommen im Weinberg im September erklärt.
Es wird auch berichtet, dass sie auf Spinnfäden laufen können, dort sich verfangene Insekten schnappen können und selbst
nicht von den Spinnen attackiert werden.
Wenige Tage nach der Paarung werden die Eier vom Weibchen in lockere Erde abgelegt. Die Larven leben in der Erde, ähneln
Raupen und ernähren sich von Aas toter Insekten, sowie Pflanzen. Nach vier Häutungen erfolgt die Verpuppung in Erdhöhlen.
Die oben genannte Art bildet zwei Generationen im Jahr, wobei die zweite als verpuppungsreife Larve überwintert.
Also keine Angst, sich dieses gefährlich anmutende Insekt auf die Hand setzen zu lassen, es tut dem Menschen nichts
(allerhöchstens -aber hoffentlich nicht- andersherum).
Faszinierend, was bei uns so fliegt!
Text und Foto: M. Schacke-Schreiber
September 2018: Die Große Brennnessel ( Urtica dioica )
Ein unliebsames "Unkraut" - oder steckt da noch mehr dahinter?
Die Meinungen gehen hier auseinander, je nachdem ob es sich um Vorgartenbesitzer, Heilpflanzenkundige oder
Ernährungsbewusste handelt.
Im Folgenden beschreibe ich die Große Brennnessel, die zur Familie der Nesselgewächse gehört. Sie ist in
Mitteleuropa weit verbreitet und man kann sie u. a. an Waldrändern, Hecken, Zäunen und in Auwäldern finden. Sie liebt
nährstoffreiche Böden und ist daher ein typischer Stickstoffanzeiger.
Der ausdauernde, kriechende Wurzelstock dient u.a. der Ausbreitung und der Überdauerung. Daraus wächst eine bis zu 2 m hohe
Staude, die einen 4-kantigen Stängel aufweist. Die kreuz-gegenständig angeordneten Blätter sind gestielt und haben einen
gezähnten Rand. Die Blattform ist eiförmig-länglich.
Von Juni bis Oktober blüht die Brennnessel. Ihre männlichen und weiblichen Blüten sind auf verschiedenen Pflanzen verteilt,
man spricht hier von Zweihäusigkeit. Dies spiegelt sich im Art-Epitheton "dioica" wieder. Die Bestäubung erfolgt durch
den Wind.
Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht schon eine Begegnung mit den unliebsamen Brennhaaren gemacht hat.
Eigentlich sind diese Brennhaare ein Schutzmechanismus gegen Fressfeinde. Sie bestehen aus feinen dünnen Röhrchen in deren
oberen Teil Kieselsäure eingelagert ist, der sie wie Glas zerbrechlich macht. Der untere Teil ist erweitert und flexibel
und mit der Brennflüssigkeit (ameisensäurehaltige Stoffe) gefüllt. Schon bei der leichtesten Berührung bricht der obere Teil
an einer Art Sollbruchstelle ab und ritzt dabei die Haut leicht auf. Die Brennfüssigkeit spritzt in die kleine Wunde und
verursacht so das bekannte Brennen und Jucken.
Weitere Wirkstoffe sind Serotonin, Histamin (erweitert die Blutkapillaren und kann allergieähnliche Reaktionen hervorrufen),
Natriumformiat und Acetylcholin. Letzteres ist auch eine Überträgersubstanz vieler Nervenendungen und ist so
mitverantwortlich für die Weiterleitung der Schmerzinformation.
TIPP Brennnesseln lassen sich relativ gefahrlos anfassen, wenn man sie ohne anzuhalten von unten nach oben streicht, da
die Brennhaare fast alle nach oben gerichtet sind. Auch wenn man fest zugreift, brennt es nicht, da die Haare zerquetscht
werden, ohne dass scharfe Spitzen die Haut durchdringen Für die Verwendung in Gerichten, können die Brennhaare mit dem
Wellholz zerstört werden oder einfach beim Erhitzen.
Im Ökosystem nimmt die Brennnessel einen wichtigen Platz ein, da sie für ca. 50 Schmetterlings-Raupen und andere Insekten
als Futterpflanze dient. Die bekanntesten sind Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Landkärtchen und Admiral. Sie haben eine
Strategie entwickelt indem sie die Brennhaare umgehen und am Blattrand oder an den Blattadern fressen.
Auch wenn mancher Gartenliebhaber, die mit ihren kräftigen Wurzeln sich ausbreitende Pflanze nicht im Beet haben mag, so
sollte er sie doch an einem geeigneten Plätzchen im Garten wachsen lassen. Die aus ihr hergestellte Jauche hat sich als
Pflanzenstärkung, als Düngung und zum Pflanzenschutz bewährt.
Auch mit ihren Inhaltstoffen kann die Brennnessel auftrumpfen.
So enthält sie ca. 6x mehr Magnesium(71mg), über 17x mehr Calcium(630mg), 7x mehr Eisen(7,8mg), ca. 9x mehr Eiweiß(5,8mg)
und über 25x mehr Vitamin C (333mg) als Kopfsalat pro 100g.* Kalium, Phosphor, Silizium, Vitamin E, Schleimstoffe,
Karotinoide sind weitere Inhaltstoffe und die Samen enthalten ca. 30% fettes Öl.
Daneben ist sie in der Volksmedizin bekannt zum Vorbeugen und Heilen.
Beim Verzehr von frischen, jungen Blättern und Samen wird die stärkende Wirkung der Brennnessel - für Haare, Haut, Knochen,
Zähne und zur Blutbildung (hoher Eisenanteil) am besten genutzt. Von Pfr. Kneipp wurde ein Absud der frischen Brennnessel
als Haarwuchsmittel empfohlen.
Wegen ihrer ausleitenden und harntreibenden Wirkung wird die Brennnessel gerne als Tee für Entgiftungs- und Basenkuren
verwendet, vornehmlich im Frühjahr.
Die in der Brennnessel enthaltenen Enzyme und pflanzliche Hormone unterstützen die Senkung des Blutzuckerspiegels, wirken
vorbeugend gegen Krebs, lindern Prostataleiden und sind entzündungshemmend.
In Notzeiten wurden aus Brennnesseln verschiedene Gerichte hergestellt u.a. Spinat, Nesselsuppe oder in Pfannkuchen.
Aufgrund der vielfältigen Inhaltstoffe nimmt die Brennnessel inzwischen wieder Einzug in die heimische Küche z.B. in der
Verwendung als Zutat von Dips, Gemüse, Smoothies, Salaten, Käse, Pesto, Chips.
Noch heute gibt man sie in das Futter von Küken, Ferkeln und Kälbern zur Kräftigung.
Erwähnenswert erscheint mir auch der alte Volksname "Hanfnessel". Schon in der Bronzezeit wurden die Stängelfasern zur
Tuchherstellung genutzt. Um 1900 galt die Nessel als das Leinen der armen Leute. Da das aus der Faser gewonnene Tuch sehr
strapazierfähig ist wurde es zur Herstellung von Berufskleidung, Armeekleidung (noch im 2.Weltkrieg) oder als Zeltbahnstoff
verwendet. Auch als Färberpflanze kann die Brennnessel verwendet werden.
Quellen: wikipedia, *Dr. Markus Strauß, Die 12 wichtigsten essbaren Wildpflanzen
Text: U. Niklas, Foto: Anna Krupp M.Sc.
Oktober 2018: Die Nebelkappe ( Clitocybe nebularis )
Die Nebelkappe, auch Nebelgrauer Trichterling bzw. Graukappe genannt. Die Nebelkappe wächst oft mit dem Violetten
Rötelritterling zusammen. Junge Nebelkappen sehen wie der Wohlriechende Schneckling aus, sind aber nie schmierig und
riechen weniger gut.
Die Myzelien beider Arten breiten sich im milden Waldhumus radial aus und erzeugen dichtbestandene Hexenringe von mehreren
Metern Durchmesser. Man findet sie daher oft im selben Wald beisammen, vor allem ab September, der Hauptzeit der Nebelkappen.
Aber auch schon ab August bis November. Der Hut 5-20cm breit, anfangs gewölbt, später flach und in der Mitte eingedellt,
am Rand immer leicht eingerollt,graubraun, in der Mitte etwas dunkler, oft mit weißlichem Belag bestäubt.
Der Stiel 50-100 x 15-20mm, zur Basis verdichtet und etwas knollig, blasser als der Hut, ziemlich brüchig, faserig, hohl.
Das Fleisch der Nebelkappe ist dick, weiß, der Geruch streng, etwas süßlich. Die Lamellen dicht herablaufend, weißlich,
später eher gelblich getönt. Das Sporenpulver ist cremefarbig.
Der Riesenrötling wurde schon mit Nebelkappen verwechselt. Auch graugefärbte Seitenritterlinge sehen manchmal ganz ähnlich
aus. Die Nebelkappe gilt als essbar, bei manchen Personen bestehen allerdings Unverträglichkeiten, Durchfall, Erbrechen
und starke Übelkeit, ( Krankenhaus). 1998 kam es in Rostock zu 6 Vergiftungen. Die Pilze wurden zu wenig erhitzt bzw. gekocht.
Das Kochwasser immer weggießen. Bei zu kurzem Erhitzen können die hitzebeständigen Toxine möglicherweise noch nicht
vollständig zerstört worden sein.
Text und Foto: J. Staffeldt
November 2018: Die Esskastanie ( Castanea sativa )
Die Esskastanie, auch Edelkastanie, wurde von der Sylvius-Wodarzstiftung zum Baum des Jahres 2018 gewählt.
Sie gehört zu der Familie der Buchengewächse, den Fagaceen und stammt aus Kleinasien. Seit der Römerzeit ist sie durch
menschlichen Einfluss in Süd- und Mitteleuropa verbreitet. Das Holz war aufgrund seiner Brennkraft geschätzt, die Früchte
oder Maronen dienen bis heute der Ernährung. Die Früchte gedeihen allerdings nur in wintermildem Klima der Weinbaugebiete.
Bei uns im Stadtwald Filderstadt wurden nach dem Orkan Lothar auf den entstandenen Sturmwurfflächen die ersten Esskastanien
gepflanzt. Der imposante Baum ist in ganz Südeuropa, Nordafrika und Westasien verbreitet. Es gibt mehrere Meter dicke Einzelbäume,
die bis zu eintausend Jahren alt sein können. Bei uns in Filderstadt müssen wir allerdings kleinere Brötchen backen, hier
sind die ältesten Exemplare etwa fünfzehn Jahre alt. Sie tragen bereits, sehr zur Freude der hiesigen Wildschweine, Früchte.
Mit seinem anfangs als Pfahlwurzel, später mit ausgeprägtem Seitenwurzelwerk bestückten Wurzelsystem, ist der Baum sehr
stabil bei Sturmwetterlagen. Die Esskastanie kann ganze Waldbestände bilden. Die Wuchsform des Waldbestandes kann sowohl
strauch- oder baumförmig sein, je nach Bewirtschaftung.
Die Früchte haben Vögel und Säugetiere zum Fressen gern. Sie sind sehr nahrhaft, daher werden sie recht häufig durch
Samenverbreitung unterschiedlichster Tierarten angesamt. Diese verstecken ihren für den Winter gedachten Vorrat und finden
ihn nur teilweise wieder. Wo viel Licht ist, gibt es aber auch Schatten. Leider wird die Baumart gern vom
Esskastanienrindenkrebs befallen. Der Baum kann den Pilz meist überleben, jedoch wird das Holz praktisch völlig entwertet.
Astfreies Holz aus Hochwäldern wird gerne als Möbelholz verwendet, schwächere Stücke dienen als Weinbau-, Garten- oder
Weidezaunpfahl oder liefern Brennholz.
Der kräftige Baum erreicht bei uns in Waldbeständen leicht Höhen von mehr als fünfunddreißig Meter. Er weist oft
interessante Wuchsformen auf, geprägt durch starke, gewundene Äste und breiter Krone. Im Freistand, wie in Parkanlagen
oder Gärten bleibt er wesentlich niedriger, dafür reagiert er mit einer sehr breiten Kronenanlage. Der Stamm kann ziemlich
dick werden und mehrere Meter Umfang erreichen. Die Rinde zeigt sich in der Jugend glatt und grau, im Alter später
bräunlich und tief gefurcht mit netzartigen Rissmuster. Die Stämme sind häufig drehwüchsig. So nennt man Bäume, deren
Holzfaser sich spiralförmig um die Längsachse windet.
Die kurz gestielten, derben, lederartigen Blätter stehen zweizeilig an den Ästen, sie haben eine lanzettlich geformte,
scharfe Spitze. Die Blattnerven treten deutlich hervor und das Blatt weist einen stark gezähnten Rand auf. Sie sind für
hiesige Verhältnisse sehr groß, nämlich bis zu zwanzig Zentimetern Länge. Die männlichen Blüten erscheinen von Mai bis
Juli. Sie fallen durch die gelbe Färbung und Kätzchenform, mit bis zu fünfzehn Zentimeter Länge, auf. Der Baum ist einhäusig.
Das bedeutet, dass sowohl männliche als auch weibliche Blüten am selben Baum vorkommen.
Die stachelige Fruchthülle, anfangs grün, später gelb, zerfällt in vier Lappen. Sie enthält die Samen, die essbaren Maronen.
Geröstet sind sie eine Delikatesse auf unseren Märkten im Herbst und Winter. Die Maronen enthalten auf einhundert Gramm
umgerechnet etwa 27 Gramm Vitamin C, zusätzlich Vitamin B1 und B2. Hinzu kommt ein hoher Mineral- und Ballaststoffanteil.
Roh schmecken sie etwas mehlig. Durch Kochen tritt der süße Geschmack, bedingt durch vierzehn Gramm Saccharose Anteil,
hervor. Als Beilage zu Wildgerichten werden sie gerne serviert.
Bei uns in Filderstadt kann sie als Besonderheit im Zuge der Klimaerwärmung einen kleinen Anteil an den Waldbeständen
einnehmen. Das Hauptaugenmerk sollte allerdings auf den heimischen Laubgehölzen liegen.
Text und Fotos: E. Hellstern
Dezember 2018: Das Apfelmoos ( Bartramia pomiformis )
Nachdem 2017 ein Moos der Kalkfelsen zur Art des Jahres gewählt wurde, so war es dieses Jahr ein Moos, das auf
Silikatgestein zu finden ist. Unter der Vielzahl der dort zu findenden Arten, fiel die Wahl auf das Apfelmoos.
Der Name Apfelmoos leitet sich aus der fast kugeligen Sporenkapsel her, die typisch für die Arten der Familie der
Bartramiaceen ist. Die meisten anderen Moose haben zylindrische oder ovale Sporenkapseln.
Der wissenschaftliche Name Bartramia geht auf Hedwig, den Vater der Mooskunde zurück, der die Gattung nach John Bartram
benannte. Bartram war Quäker in Pennsylvania. Er lebte von 1699 bis 1777 und stand in regem Austausch mit Botanikern in
Europa. Viele, der während dieser Zeit aus Nordamerika in Europa eingeführten Arten, wurden von Bartram gesammelt und
verschickt.
Die Gattung Bartramia ist Deutschland mit 4 Arten vertreten, wobei Bartramia pomiformis die häufigste ist. Sie
wächst in lockeren bis mäßig dichten Rasen auf saurem bis schwach basischem Gestein, aber auch an sandigen Böschungen. Dabei
werden halbschattige, feuchte Stellen bevorzugt. Charakteristisch ist die etwas bläulichgrüne Farbe der Blätter, die sie
im Vergleich zu anderen Arten dieser Standorte auch im Gelände gut unterscheidbar macht. Sind Kapseln zu finden, kann die
Art mit keiner der anderen bei uns zu findenden Arten verwechselt werden.
Das Apfelmoos kommt vom norddeutschen Flachland bis in die montane Stufe vor, ist aber oberhalb der Baumgrenze nicht mehr
zu finden. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Mittelgebirgen von Süd- und Mitteldeutschland. In Filderstadt wurde
die Art bisher nur einmal, im Unterlauf der Maurerklinge, gefunden. Dort besiedeln kleinere Räschen schattige
Sandsteinblöcke der Talböschung. Grundsätzlich sind weitere Funde in Filderstadt, und da vor allem in den Klingen
zur Aich, nicht auszuschließen. Im Moment dürfte die Art für Filderstadt wegen Seltenheit gefährdet sein.
Auch im Umfeld von Filderstadt (Raster unten rechts auf der Verbreitungskarte) ist die Art nur zerstreut zu finden.
Text und Verbreitungskarte: Uwe Schwarz, Foto: Maurerklinge, Thomas Tokarski
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