La Souterraine 2005


Naturkundliche Exkursion nach La Souterraine 2005 (26. bis 30. Mai)

Simone Schwiete
Umweltreferentin Filderstadt

Beim städtepartnerschaftlichen Austausch mit La Souterraine im Jahr 2004 stand erstmalig das Thema Umweltschutz auf der Tagesordnung. Zukünftig soll auch auf dieser Ebene eine Zusammenarbeit stattfinden, daher war auch das Umweltschutzreferat im Partnerschaftskomitee vertreten. Damals galt es, die Gegebenheiten in La Souterraine zu ergründen, mögliche Ansprechpartner zu finden und erste Kontakte zu knüpfen.

Der Umweltschutz ist in der Verwaltung von La Souterraine nicht in Form eines eigenen Ressorts verankert. Außerhalb dessen gibt es dagegen verschiedenste Aktivitäten. Da sind zum Beispiel das internationale Institut für Gewässer, der Verband zur Bewirtschaftung der regionalen Gewässer sowie ambitionierte Naturschützer, die sich ehrenamtlich mit verschiedenen Projekten insbesondere für den Vogelschutz einsetzen.

Der Hauptakteur dieser ehrenamtlich Aktiven ist Jean-Michel Bienvenu, mit dem in letzter Minute noch ein spontanes Treffen geglückt ist. Schnell hatten wir uns über die Aktivitäten in La Souterraine und Filderstadt ausgetauscht. Über den Naturschutz war sofort eine Verbundenheit zu spüren, die die sprachliche Barriere in den Hintergrund gestellt hat. Von einer möglichen Zusammenarbeit war er gleich begeistert und hat spontan eine Einladung für eine Gruppenexkursion ausgesprochen.

Erste Ideen gleich in die Tat umgesetzt

Kaum wieder zurück in Filderstadt habe ich, begeistert von der vorhandenen Natur rund um die französische Partnerstadt und der erlebten Offenheit der Ansprechpartner, den Biotopkartierern sogleich vorgeschlagen, der Einladung nach La Souterraine im Rahmen ihrer Jahresexkursion zu folgen. Im Zuge der Jahresplanung 2005 hatte sich die Gruppe im November dann geeinigt, dass zwei Tage an die bis dahin übliche Wochenendexkursion angehängt werden und es nach Frankreich gehen soll. Also hat das Umweltreferat Kontakt aufgenommen und die Organisation in Gang gebracht.

An Fronleichnam sollte es dann soweit sein. Etwas abenteuerlich untergebracht war die Gruppe von 18 Biotopkartierern, 2 Dolmetschern, Busfahrer und Umweltreferentin im alten Konvent am Espace de l'Ecluse, das gerade mitten in der Renovierung steckt. Dort haben die Damen vom Verein "Quatre Saisons" mit viel Engagement und Improvisationsvermögen morgens und mittags sehr gut für unser leibliches Wohl gesorgt.

Das Exkursionsprogramm war ebenso reichhaltig. Am Abend der Ankunft gab es gleich eine Einführung für die bevorstehenden Tage von Jean-Michel Bienvenu. Am Freitagmorgen verschaffte uns Serge Mazal als Vorsitzender einen Einblick in die Aktivitäten des Gewässerverbandes. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von 17 Kommunen, der 1983 anlässlich der Verseuchung der Brezentine mit Tierkadavern gegründet wurde. Zunächst waren Ufersicherung und Instandhaltung der Brücken die zentralen Themen, inzwischen geht es um naturverträgliche Formen von Landwirtschaft und Tourismus, um Renaturierungen und Trinkwasseraufbereitung. Die Wasserqualität der regionalen Flüsse ist gut, problematisch sind die Kläranlagen und Fischteiche. Letztere gefährden durch die regelmäßige Entschlammung die Laichplätze der Forellen. Derzeit sind Gutachten zur Bodenqualität entlang der Ufer und zum Zustand der Versandung in Bearbeitung.

Auftakt mit Wasser

Nach diesem Vortrag ging es weiter mit einer verwandten Thematik zum internationalen Institut des Wassers. Sämtliche Berufe, die mit Wasser oder Gewässer in Verbindung stehen, sei es Trinkwasseraufbereitung, Kläranlage, Kanalbau oder Labor, werden dort ausgebildet. Unter fachkundiger Führung haben wir Lehr- und Demonstrationsanlagen besichtigt.

Nach einem Picknick im Wald nahmen wir dann in der Nähe von Crozant eines der Natura 2000-Gebiete unter die Lupe. Als Rarität konnten wir gleich Erica cinerea (Grau-Heide) entdecken, die als Beweis dafür herangezogen wird, dass die Gegend um Limoges eigentlich zur continentalen Klimazone und nicht, wie Klimatologen immer darstellen, zur atlantischen Zone gehören müsste.

Herzlicher Empfang von Bürgermeister Yves Furet

Am Abend bescherte uns Bürgermeister Yves Furet, der Präsident des Partnerschaftskomitees Didier Cadert sowie Vertreter des Vereins "Quatre Saisons" und des Gemeinderates im Rathaus einen herzlichen Empfang. Beide Seiten begrüßten, dass das jüngst in die Partnerschaft aufgenommene Thema bereits Früchte trägt und zu diesem Austausch auf fachlicher Ebene geführt hat. Gerade auf französischer Seite ist man nicht davon ausgegangen, dass es so schnell dazu kommt.

Die Wälder von Bussière-Dunoise standen am Samstag auf dem Programm. Hier konnten interessante Vogelbeobachtungen angestellt werden. In weiser Voraussicht hatte Herr Mayer sämtliche Vogelarten in Deutsch, Französisch und Latein gelistet. Und mit der Zeit haben dadurch französische wie deutsche Naturschützer ihren Wortschatz um ein paar Fachbegriffe erweitern können.

Mittags wurden wir dann zu einem sehr liebevoll arrangierten Grillen im Garten des alten Klosters empfangen, bei dem die französischen Gastgeber mal wieder alles gegeben hatten. Die Herren Furet und Cadert, Vertreter der örtlichen Verwaltung sowie des Vereins "Quatre Saisons" und viele andere gaben uns dabei die Ehre.

Am Nachmittag hieß das Motto "Kultur und Natur in der Stadt". Jean-Michel Bienvenu erläuterte bei einem Rundgang durch die Stadt Naturschutzkonzepte, insbesondere Feuchtbiotope, die am Rand der Stadt angelegt wurden und als Ziel schulischer Exkursionen zur Vermittlung von ökologischen Zusammenhängen eingesetzt werden.

Über die Hochmoore zu den Trockenrasen

Der Sonntag war dann als Tag der Gegensätze konzipiert. Vormittags standen die Hochmoore von Dauges auf dem Programm. Von weitem sah man bereits die großflächigen Wollgrasbestände, zudem waren verschiedene Libellenarten und der Ziegenmelker zu bestaunen.

Der Nachmittag führte uns zu den Trockenrasen bzw. Heideflächen in Naillat. Dort haben wir uns mit der Geologie und der Landschaftsgeschichte vertraut gemacht und uns dann die typische Vegetation trockener Standorte angeschaut. Darüber hinaus konnten wir das schöne Landschaftsbild mit schroffen Felsformationen genießen sowie einen Bussardhorst mit Jungen durchs Spektiv beobachten.

Dank des enormen Engagements der französischen Gastgeber, insbesondere Jean-Michel Bienvenu, haben wir unheimlich viel über die örtliche Ökologie gelernt und hautnah erlebt.

Diese gesamten fachlichen Inhalte über Geologie, Pflanzen, Tieren und Ökosysteme sowie die technischen Verfahren im Institut für Wasser haben unsere Dolmetscher ganz exzellent übersetzt. Barbara Mitschker-Heinkel und Dr. Jörg Heinkel von der Deutsch-Französischen Gesellschaft haben sich dankenswerterweise extra die Zeit für diese 5-tägige Exkursion genommen, um uns als Dolmetscher zu begleiten. Vor Ort stand auch Günther Böge bei den Exkursionen, den Empfängen und Vorträgen tatkräftig zur Verfügung, um die sprachliche Barriere zu überwinden. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank für das großartige Engagement.

Begeistert von den Eindrücken, dem Naturerlebnis und den ambitionierten Gastgebern wurden während der Rückfahrt schon Programmpläne für den Gegenbesuch der Franzosen geschmiedet, der hoffentlich im Frühsommer 2006 stattfinden wird.


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