Beim städtepartnerschaftlichen Austausch mit La Souterraine im Jahr 2004 stand erstmalig das Thema Umweltschutz auf der
Tagesordnung. Zukünftig soll auch auf dieser Ebene eine Zusammenarbeit stattfinden, daher war auch das Umweltschutzreferat im
Partnerschaftskomitee vertreten. Damals galt es, die Gegebenheiten in La Souterraine zu ergründen, mögliche Ansprechpartner
zu finden und erste Kontakte zu knüpfen.
Der Umweltschutz ist in der Verwaltung von La Souterraine nicht in Form eines eigenen Ressorts verankert. Außerhalb dessen
gibt es dagegen verschiedenste Aktivitäten. Da sind zum Beispiel das internationale Institut für Gewässer, der Verband zur
Bewirtschaftung der regionalen Gewässer sowie ambitionierte Naturschützer, die sich ehrenamtlich mit verschiedenen Projekten
insbesondere für den Vogelschutz einsetzen.
Der Hauptakteur dieser ehrenamtlich Aktiven ist Jean-Michel Bienvenu, mit dem in letzter Minute noch ein spontanes Treffen
geglückt ist. Schnell hatten wir uns über die Aktivitäten in La Souterraine und Filderstadt ausgetauscht. Über den Naturschutz
war sofort eine Verbundenheit zu spüren, die die sprachliche Barriere in den Hintergrund gestellt hat. Von einer möglichen
Zusammenarbeit war er gleich begeistert und hat spontan eine Einladung für eine Gruppenexkursion ausgesprochen.
Erste Ideen gleich in die Tat umgesetzt
Kaum wieder zurück in Filderstadt habe ich, begeistert von der vorhandenen Natur rund um die französische Partnerstadt und
der erlebten Offenheit der Ansprechpartner, den Biotopkartierern sogleich vorgeschlagen, der Einladung nach La Souterraine im
Rahmen ihrer Jahresexkursion zu folgen. Im Zuge der Jahresplanung 2005 hatte sich die Gruppe im November dann geeinigt, dass
zwei Tage an die bis dahin übliche Wochenendexkursion angehängt werden und es nach Frankreich gehen soll. Also hat das
Umweltreferat Kontakt aufgenommen und die Organisation in Gang gebracht.
An Fronleichnam sollte es dann soweit sein. Etwas abenteuerlich untergebracht war die Gruppe von 18 Biotopkartierern, 2
Dolmetschern, Busfahrer und Umweltreferentin im alten Konvent am Espace de l'Ecluse, das gerade mitten in der Renovierung
steckt. Dort haben die Damen vom Verein "Quatre Saisons" mit viel Engagement und Improvisationsvermögen morgens und mittags
sehr gut für unser leibliches Wohl gesorgt.
Das Exkursionsprogramm war ebenso reichhaltig. Am Abend der Ankunft gab es gleich eine Einführung für die bevorstehenden
Tage von Jean-Michel Bienvenu. Am Freitagmorgen verschaffte uns Serge Mazal als Vorsitzender einen Einblick in die Aktivitäten
des Gewässerverbandes. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von 17 Kommunen, der 1983 anlässlich der Verseuchung der
Brezentine mit Tierkadavern gegründet wurde. Zunächst waren Ufersicherung und Instandhaltung der Brücken die zentralen Themen,
inzwischen geht es um naturverträgliche Formen von Landwirtschaft und Tourismus, um Renaturierungen und Trinkwasseraufbereitung.
Die Wasserqualität der regionalen Flüsse ist gut, problematisch sind die Kläranlagen und Fischteiche. Letztere gefährden durch
die regelmäßige Entschlammung die Laichplätze der Forellen. Derzeit sind Gutachten zur Bodenqualität entlang der Ufer und zum
Zustand der Versandung in Bearbeitung.
Auftakt mit Wasser
Nach diesem Vortrag ging es weiter mit einer verwandten Thematik zum internationalen Institut des Wassers. Sämtliche Berufe,
die mit Wasser oder Gewässer in Verbindung stehen, sei es Trinkwasseraufbereitung, Kläranlage, Kanalbau oder Labor, werden dort
ausgebildet. Unter fachkundiger Führung haben wir Lehr- und Demonstrationsanlagen besichtigt.
Nach einem Picknick im Wald nahmen wir dann in der Nähe von Crozant eines der Natura 2000-Gebiete unter die Lupe. Als
Rarität konnten wir gleich Erica cinerea (Grau-Heide) entdecken, die als Beweis dafür herangezogen wird, dass die Gegend um
Limoges eigentlich zur continentalen Klimazone und nicht, wie Klimatologen immer darstellen, zur atlantischen Zone gehören
müsste.
Herzlicher Empfang von Bürgermeister Yves Furet
Am Abend bescherte uns Bürgermeister Yves Furet, der Präsident des Partnerschaftskomitees Didier Cadert sowie Vertreter
des Vereins "Quatre Saisons" und des Gemeinderates im Rathaus einen herzlichen Empfang. Beide Seiten begrüßten, dass das jüngst
in die Partnerschaft aufgenommene Thema bereits Früchte trägt und zu diesem Austausch auf fachlicher Ebene geführt hat. Gerade
auf französischer Seite ist man nicht davon ausgegangen, dass es so schnell dazu kommt.
Die Wälder von Bussière-Dunoise standen am Samstag auf dem Programm. Hier konnten interessante Vogelbeobachtungen angestellt
werden. In weiser Voraussicht hatte Herr Mayer sämtliche Vogelarten in Deutsch, Französisch und Latein gelistet. Und mit der
Zeit haben dadurch französische wie deutsche Naturschützer ihren Wortschatz um ein paar Fachbegriffe erweitern können.
Mittags wurden wir dann zu einem sehr liebevoll arrangierten Grillen im Garten des alten Klosters empfangen, bei dem die
französischen Gastgeber mal wieder alles gegeben hatten. Die Herren Furet und Cadert, Vertreter der örtlichen Verwaltung sowie
des Vereins "Quatre Saisons" und viele andere gaben uns dabei die Ehre.
Am Nachmittag hieß das Motto "Kultur und Natur in der Stadt". Jean-Michel Bienvenu erläuterte bei einem Rundgang durch die
Stadt Naturschutzkonzepte, insbesondere Feuchtbiotope, die am Rand der Stadt angelegt wurden und als Ziel schulischer
Exkursionen zur Vermittlung von ökologischen Zusammenhängen eingesetzt werden.
Über die Hochmoore zu den Trockenrasen
Der Sonntag war dann als Tag der Gegensätze konzipiert. Vormittags standen die Hochmoore von Dauges auf dem Programm. Von
weitem sah man bereits die großflächigen Wollgrasbestände, zudem waren verschiedene Libellenarten und der Ziegenmelker zu
bestaunen.
Der Nachmittag führte uns zu den Trockenrasen bzw. Heideflächen in Naillat. Dort haben wir uns mit der Geologie und der
Landschaftsgeschichte vertraut gemacht und uns dann die typische Vegetation trockener Standorte angeschaut. Darüber hinaus
konnten wir das schöne Landschaftsbild mit schroffen Felsformationen genießen sowie einen Bussardhorst mit Jungen durchs
Spektiv beobachten.
Dank des enormen Engagements der französischen Gastgeber, insbesondere Jean-Michel Bienvenu, haben wir unheimlich viel
über die örtliche Ökologie gelernt und hautnah erlebt.
Diese gesamten fachlichen Inhalte über Geologie, Pflanzen, Tieren und Ökosysteme sowie die technischen Verfahren im
Institut für Wasser haben unsere Dolmetscher ganz exzellent übersetzt. Barbara Mitschker-Heinkel und Dr. Jörg Heinkel von
der Deutsch-Französischen Gesellschaft haben sich dankenswerterweise extra die Zeit für diese 5-tägige Exkursion genommen,
um uns als Dolmetscher zu begleiten. Vor Ort stand auch Günther Böge bei den Exkursionen, den Empfängen und Vorträgen
tatkräftig zur Verfügung, um die sprachliche Barriere zu überwinden. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank für das großartige
Engagement.
Begeistert von den Eindrücken, dem Naturerlebnis und den ambitionierten Gastgebern wurden während der Rückfahrt schon
Programmpläne für den Gegenbesuch der Franzosen geschmiedet, der hoffentlich im Frühsommer 2006 stattfinden wird.
|