Filderstädter Mitteilungen aus Umwelt- und Naturschutz 1996/1997Der neue Kräutergarten in BonlandenWalter Sattler und Hartmut SpahrObst- und Gartenbauverein Bonlanden e.V. |
Wer mit uns den Kräutergarten am 15. September 1996 eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben hat, wird diesen heute kaum wiedererkennen. Dies sagte bereits unser Oberbürgermeister Dr. Bümlein vorher, der anläßlich dieses Ereignisses gutgelaunt auf die Themenschwerpunkte anspielte mit den Worten: "Dieses Jahr Soja, nächstes Jahr so net!". Ja, was ist geschehen? Neben den bereits gezeigten über 60 Arten von Gewürz- und Heilkräutern haben wir weitere 35 Arten bzw. Unterarten von der jetzt beendeten Landesgartenschau Böblingen erhalten. Es handelt sich hier ausschließlich um Heilkräuter, die dort von der verantwortlichen Landesgartenschau GmbH zusammen mit der AOK Böblingen im Heilkräutergarten gezeigt wurden. An dieser Stelle möchten wir uns für die kostenlose Überlassung der Pflanzen und der zugehörigen Schilder nochmals bei vorstehenden Unternehmen bedanken. So wird es uns ermöglicht, bereits im kommenden Jahr eine Themenschau über Heilpflanzen für Atmungsorgane, Nerven und Haut/Wunden zu zeigen. Dieses Themenbeet ist jetzt schon vorbereitet bzw. angelegt. Die weiteren Pflanzen zu den Themen Magen/Darm, Herz/Kreislauf, Muskeln/Gelenke, Leber/Galle, Nieren/Blase, Durchblutung und Abwehrkräfte sind in einem weiteren Beet geparkt, bis sie zum Jahresthema werden. Das Beet mit den landwirtschaftlichen Kulturpflanzen ist, da diese Pflanzen meist nur einjährig sind, abgeräumt und teilweise bereits wieder mit entsprechenden Saaten versehen. Auch hier wollen wir, wie bereits in Ansätzen geschehen, noch vermehrt schon vergessene Getreidearten wie Dinkel, Einkorn, Emmer, Flachs usw. zeigen, wenn wir das Saatgut rechtzeitig beibringen können. So können wir, geneigter Leser, ab Mai nächsten Jahres doch recht umfangreiche und nach Themen gegliederte Pflanzengesellschaften präsentieren, die es sich lohnt, die gesamte Wachstumsperiode durch Ihren Besuch zu begleiten. Wie Sie vielleicht schon wissen, ist der Kräutergarten kostenlos jeweils am ersten Sonntag in den Monaten Mai bis Oktober von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Fachkundige Führungen für Gruppen zu anderen Zeiten können mit dem OGV Bonlanden vereinbart werden (Tel. 771270 oder 772363). Wir wollen eine Vielzahl der bei uns wachsenden Gewürz- und Heilkräuter erlebbar zeigen, dazu können Sie bei uns so manches anfassen, schmecken und probieren. Was finden Sie z.B. jetzt in unserem Kräutergarten? Wir haben derzeit sieben verschiedene Arten von Minzen, kennen Sie die alle? Von Basilikum gibt es einige Arten und auch verschiedene Thymiane. Kennen Sie Ysop oder Pastinaken und was man mit letzteren machen kann? Wissen Sie, wie Kresse im Samen aussieht oder was man mit Neuseelandspinat anfangen kann? Haben Sie schon Salatrauke probiert oder Roten Mangold gesehen? Dies und noch viel mehr finden Sie alles bei uns. Nun sollten wir noch etwas zur Geschichte und dem Zustandekommen dieses in seiner Art einzigen Kräutergarten im Landkreis Esslingen anmerken. Nachdem sich in den vergangenen Jahren einige Obst- und Gartenbauvereine in Nachbarschaft und Umgebung sog. Lehrgärten für Obst- und Gemüseanbau zugelegt haben, glaubten wir, daß damit dieser Bedarf in Filderstadt gedeckt ist. Trotzdem bestand schon seit mehreren Jahren vereinsintern die Absicht, sich einmal als Verein zu präsentieren, aber auch gleichzeitig Interessantes für die Öffentlichkeit zu bieten. So kam fast zwangsläufig der Gedanke eines Kräutergartens auf. Dieses Thema vorbereitend, erschienen in dieser Schriftenreihe "Mitteilungen aus Umwelt und Naturschutz" die Abhandlungen über "Gewürz- und Küchenkräuter in eigenem Anbau" (1994/1995) und "Heilpflanzen einst und heute" (1995/1996). So galt es "nur noch" ein geeignetes Grundstück für die Realisierung zu finden. Dies und natürlich die Kostenfrage waren dann die Hindernisse, die zu bewältigen waren. Im März 1996 wurden wir nach mehreren Gesprächen schließlich mit der Stadtverwaltung handelseinig. Wir übernahmen pachtweise ein 200 Quadratmeter großes Gelände in unmittelbarer Nachbarschaft zum Museumsobstgarten zwischen Fildorado und Bildungszentrum Seefälle. Sofort begannen die notwendigen Arbeiten und schon nach kurzer Zeit und über 170 Arbeitsstunden wurde das Grasland unter den Händen einiger Mitglieder in das von Hainbuchen umgebene Kräuter-Biotop umgewandelt. Mit Häckselgut bedeckte Wege ermöglichen den Zugang zu den einzelnen Beeten, die mit einer umweltfreundlich imprägnierten Holzeinfassung versehen sind. Auf jede Pflanzenart weist ein Schild mit dem deutschen bzw. lateinischen Namen hin. Die Kürzel "G" bzw. "H" darauf zeigen an, ob es sich um eine Gewürz- oder/und Heilpflanze handelt. Da war da noch die Sache mit dem Geld. In Zeiten leerer Stadt- und Firmenkassen wurde die erste Planung, die von einer höheren 5-stelligen Summe ausging, drastisch gekürzt. So wurden z.B. aus 60 Zentimeter hohen Hochbeeten aus Holzbohlen lediglich hölzerne Beeteinfassungen, was durchaus dem Zweck voll entspricht. Auch bei den Wegen wurde mit dem Holzhäckselgutbelag eine kostengünstige Lösung gefunden. Für die Beschriftung der Schilder wurde von einem Stuttgarter Gymnasium eine Fräsmaschine zur Verfügung gestellt, sodaß lediglich Materialkosten anfielen. Die guten Verbindungen zu den Initiatoren des sehenswerten Kräutergartens im Kloster Inzighofen lassen auf weiteres, seltenes, aber kostengünstiges Pflanzgut, das heute nur noch schwer zu beschaffen ist, hoffen. Durch kostenfreie Gestellung notwendiger Maschinen von Landwirten aus unserer Mitgliedschaft und einige Sachspenden sanken die endgültigen Kosten einschließlich der zugekauften Hecken, Zaunanlage, Samen und Pflanzen auf weit unter fünftausend DM. Wir denken, daß sich diese Investition des Vereines gelohnt hat und sich durch zahlreiche Besucher und auch neue Mitglieder auszahlen wird. Die ständige Be- und Nachpflanzung ist natürlich nicht umsonst. Auch wäre es schön, wenn wir ein oder zwei Ruhebänke aufstellen könnten. Hier hoffen wir auf Unterstützung der örtlichen Unternehmen, solche Anschaffungen werbewirksam zu sponsern. |