Im März 1997 wurde durch die Biotopkartierer
ein kleiner Amphibientümpel im "Seefälle"
angelegt. Dieser Tümpel ist einer von vielen Bausteinen zur
Biotopvernetzung im Filderraum. Er wird gespeist von einer starken
Quelle des ehemaligen Bonländer Sees. Die Realschule Bonlanden,
die ganz in der Nähe liegt, übernimmt die Patenschaft
für die Pflege und Entwicklung des Tümpels.
Im Laufe des nun 15-jährigen Bestehens
der Gruppe der Biotopkartierer wurden schon viele ähnliche
Tümpel, Weiher, Raine, Hecken, Heiden und Streuobstwiesen
neu angelegt oder renaturiert. Dabei ist es stets das oberste
Ziel, in einem stark zersiedelten und belasteten Gebiet wie den
Fildern den allgemeinen Artenschwund zu begrenzen.
Keine der in den 15 Jahren durchgeführten
Maßnahmen brachte jedoch solch einen Verwaltungsaufwand
mit sich wie der Bau des kleinen Tümpels. Daher im folgenden
einige Aspekte der Entstehungsgeschichte. Irgendwelche Ähnlichkeiten
mit den Erzählungen EPHRAIM KISHONS oder des braven
Soldaten SCHWEJK sind rein zufällig.
- Winter 1994/95:
- Beim Bau eines Kanals wird
in der Bachaue des Reutewiesentals der Quellhorizont des alten
Bonländer Sees angeschnitten. In der Folge überschwemmen
einige Äcker entlang des Baches.
- Mai 1996:
- Der Umweltbeirat berät
zusammen mit einem Vertreter des Sportvereins SV Bonlanden
über die Idee, einen Tümpel innerhalb dem nach §
24a Naturschutzgesetz geschützten Uferstreifen anzulegen.
Der Antrag wird beschlossen.
- Juli 1996:
- Beim großen Ortstermin mit
BM Lentz sowie Vertretern der Verwaltung, des
Ältestenrats, des SV Bonlanden, der Biotopkartierer
sowie der Landwirtschaft wird vor Ort die
Lage des Tümpels festgelegt. Anschließende Geländeaufnahmen
der Verwaltung legen fest, daß eine potentielle
Erweiterung des Bonländer Sportplatzes nicht mit dem Biotop
kollidiert.
- Januar 1997:
- Beim Wasserwirtschaftsamt,
der Unteren Wasserbehörde sowie der Unteren
Naturschutzbehörde wird anhand der vorgeschriebenen
Baupläne ein Genehmigungsantrag für das Biotop gestellt.
- Februar 1997:
- Beim Ortstermin mit dem Wasserwirtschaftsamt,
der Unteren Wasserbehörde, der Unteren Naturschutzbehörde,
dem Naturschutzbeauftragten sowie der Bauverwaltung wird
die Genehmigung zur Anlage des Tümpels unter Auflagen
(z.B. Ausgleichsmaßnahmen am Bach) erteilt. Im Anschluß
daran gibt auch die Fischereibehörde grünes
Licht.
- März 1997:
- Vermessung der Biotopfläche;
durch eine Spezialfirma werden die Erdarbeiten durchgeführt.
Hierbei wird im Biotop eine Hauptgasleitung entdeckt, die
während der einjährigen Planungszeit allen 13
Entscheidungsträgern entgangen war.
- Frühjahr / Sommer 1997:
- Nach Fertigstellung des Tümpels
erklärt der SV Bonlanden seinen Einspruch
gegen das neue Feuchtbiotop. In der Folge davon beschließt
der Ausschuß für Technik, Umwelt und Soziales
(ATUS) in einer Kompensation die Einleitung eines Planverfahrens
für die Erweiterung des Bonländer Sportplatzgeländes.
Unabhängig davon erfolgt eine spontane
Besiedelung des Tümpels mit einer Vielzahl von Tier-
und Pflanzenarten, darunter auch Grasfrosch und Fadenmolch.
Der Tümpel kann bereits im ersten Sommer für Unterrichtszwecke
der Realschule dienen.
Fazit oder "Lernsätze fürs Leben":
1. Nicht nur bei EPHRAIM KISHON oder
SCHWEJK gibt es Amtsvorgänge, die einer gewissen Tragikomik
nicht entbehren.
2. Auch die frühzeitige Einschaltung von
13 Entscheidungsträgern hütet nicht vor verborgenen
Gasleitungen und verspäteten Einsprüchen.
3. Auch kleine
Tümpel können große
Leute lange beschäftigen.
4. Trotz allem verlieren die Biotopkartierer
nicht den Idealismus und den Glauben an den gesunden Menschenverstand.
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