Filderstädter Mitteilungen aus Umwelt- und Naturschutz 1999/2000


Unsere heimischen Edelfalter, vom Aussterben bedroht!
Steckbrief unserer heimischen Tagfalter

Alfred Schumacher
Biotopkartierer Filderstadt

Schmetterlinge sind lebendige Wesen und alles was lebt braucht einen Lebensraum!

Lebensraum:

= (Biotop) der je nach Art der Schmetterlinge verschieden sein kann. Ausschlaggebend ist die

Vegetation: Wiese, Acker, Weinberg, Heide oder Wald; die geographische

Lage: Südhang, Nordhang, West- oder Osthang, steil, flach oder eben.

Klimatische Einwirkung: heiß, gemäßigt, kalt, das Klein-, Makro- oder Mikroklima,

Bodenbeschaffenheit: steinig, sandig, moorig oder erdig; kalkhaltig , neutral oder sauer, naß, feucht oder trocken, ob sonnig, halb- bzw. ganz - schattig. Dazu kommt noch die

Höhenlage: boreal, montan, alpin usw.

Habitat:

= (mehrere verschiedene Lebensräume) manche Arten von Schmetterlingen brauchen für sich, ihre Eier, Raupen, oder Puppen jeweils andere Lebensräume. Sie brauchen verschiedene Biotope.

Der Falter: einen Standort zur Partnersuche, zum Auffinden seiner verschiedenen Nektarpflanzen und eine spezielle Eiablagestelle.

Die Eier: eine vor Unwetter und Freßfeinden geschützte bzw. getarnte Stelle. Diese oft sehr kleinen Eier verharren zum Teil Wochen oder Monate im Eistadium, also brauchen sie Schutz vor Hitze, Kälte, Trockenheit und zu viel Feuchtigkeit.

Die Raupe: ihre speziellen Futterpflanzen und einen geeigneten Platz sich zu verpuppen. Da sehr viele Raupen überwintern, benötigen diese zum Teil auch einen frostfreien Winterruheplatz.

Die Puppe: ein sicheres Versteck vor Freßfeinden, für ihre zum Teil sehr lange Ruhezeit. Speziell bei den Überwinter-Puppen gilt das gleiche wie bei den Raupen.

Einbrütig, zwei oder mehrbrütig

dies hängt vielfach von der geographischen Lage ab, das heißt, je südlicher (= wärmer) um so mehr Generationen, (Beispiel Italien) oder je nördlicher (= kälter) desto weniger Generationen(etwa in Norwegen). Das gleiche vollzieht sich im Gebirge in den Tal- oder Höhenlagen. Also in den Tallagen mehr, in Höhenlagen weniger Generationen. Dies kann in Extremfällen zwischen fünf Generationen im Jahr oder einer Generation in zwei Jahren, bei der gleichen Schmetterlingsart schwanken.

Lebensdauer der Schmetterlinge:

sie schwankt bei den meisten Arten zwischen zwei und vier Wochen. Es gibt Abweichungen zwischen zwei Tagen (bei speziellen Nachtfaltern) und 11 Monaten (beim Zitronenfalter). In der übrigen Zeit des Jahres sind die Schmetterlinge als Ei, Raupe oder Puppe meist irgendwo versteckt vorhanden. Natürlich gibt es Schmetterlinge, die man über Monate im Jahr beobachten kann, denn sie entpuppen sich nicht alle gleichzeitig. Dies kann sich über Wochen hinziehen - je nach Witterung. Andere fliegen bei mehreren Generationen auch mehrere Monate umher und der einzelne Schmetterling lebt doch nur kurze Zeit. Bei unseren Wanderfaltern wie Admiral und Distelfalter, die jedes Jahr vom Mittelmeerraum aufs Neue zu uns einfliegen, ist die Lebenszeit der Falter länger. Sie brauchen die Zeit für die lange Wanderung. Die erste Generation für den Einflug, die letzte für den Rückflug über die Alpen zum Mittelmeer, eine Leistung die fast an ein Wunder grenzt. Das Leben dieser Schmetterlinge, auch ihrer Eier, Raupen und Puppen ist nicht an unsere kalten Winter angepaßt. Sie müßten bei uns erfrieren oder verhungern

Metamorphose: Wie ein Schmetterling entsteht:

ausgegangen vom Ei, aus dem ein Räupchen schlüpft, welches nur frißt, Kot abgibt und wächst, sich bis zu fünf mal häutet und wenn es groß und fett genug ist, sich verpuppt. In dieser Puppenhülle vollzieht sich die Wandlung von der Raupe zum Schmetterling, welcher dann zur gegebenen Zeit die Puppenhülle sprengt und sich entfaltet. Dieser Vorgang geschieht bei den einbrütigen Arten einmal im Jahr, bei den mehrbrütigen bei uns in Mitteleuropa bis zu vier mal, je nach geographischer Lage und Schmetterlingsart.

Beispiel:

(ca. Werte) ein Schmetterling der gleichen Art, welcher am Mittelmeer fünf Generationen in einem Jahr aufweist, bringt es in Süddeutschland auf drei / in Norddeutschland auf zwei / in Südnorwegen auf eine und auf Island vielleicht je zwei Jahre auf eine Generation.

Population:

Die Menge einer Art von Faltern, welche in einem Biotop oder Habitat vorkommt, nennt man eine Population. Die Populationsdichte ist von verschiedenen Faktoren abhängig, z.B.: vom Nahrungsangebot für die jeweilige Art, von Klima- oder Witterungseinflüssen der Lebensräume, von der Standorttreue der Art, von der Konkurrenz mit anderen Arten usw. Hier unterscheiden sich die K- und R-Strategen voneinander.

K-Strategen und R-Strategen:

die Vermehrungsrate der K-Strategen ist meist viel geringer als die der R-Strategen.

K-Stratege: R-Stratege:
Hat jährlich nur 1 Generation 2 oder mehr Generationen
Die Entwicklungszeit vom Ei zum Falter ist länger     Die Entwicklungszeit ist kurz
Der Nahrungsbedarf niedrig Der Nahrungsbedarf ist groß
Er ist standorttreu Sie vagabundieren
Die Population ist meist stabil Die Population kann stark schwanken

K-Strategen sind z.B.: die Ameisen-Bläulinge, Zipfelfalter, Apollo, Zitronenfalter und einige Scheckenfalter

R-Strategen einige Bläulingsarten, Schwalbenschwanz, Kleiner Fuchs. Die Weißlinge, Pfauenauge sowie die Wanderfalter, Admiral und Distelfalter.

Im Herbst 1996 wurde viel in der Presse geschrieben, daß dieses Jahr ein Ausnahme >Schmetterlings< Jahr gewesen wäre. Auffällig viele Falter waren überall zu beobachten auf den Schmetterlings- oder Sommerflieder (Budleya), diese werden besonders gerne von Falten besucht aber auch auf anderen Nektarpflanzen. Das stimmt wohl, hat aber nicht viel zu sagen, denn gerade diese Schmetterlinge, die so häufig am Sommerflieder waren, sind die R-Strategen, welche schnell eine große Population aufbauen können mit ihren mehreren Generationen im Jahr. Doch genau so schnell verschwinden sie auch wieder. Dafür sorgt meist die Natur, denn viele der Falter werden dann Nahrung für unsere Vögeln, Spinnen, Eidechsen, Frösche. Kröten, Insekten usw.

Dagegen verlassen die K-Strategen ihr Biotop nicht. Sie sind gebunden an ihre Futterpflanzen. Bei einigen Arten ist dies nur eine spezielle Pflanze z.B.: beim Maculinea Nausithous (der Schwarzblaue Moorbläuling). Er lebt als Falter nur vom großen Wiesenknopf, legt auf ihn auch seine Eier und das Räupchen welches aus dem Ei schlüpft lebt seine ersten Tage auch nur von ihm. Diese Räupchen werden dann von einer bestimmten Ameisenart abgeholt, in ihr Ameisennest getragen und bis zur Verpuppung der Raupen gehegt und gepflegt. Sie dürfen sich sogar von der Ameisenbrut verpflegen. Die Ameisen selber werden als Gegenleistung von den Larven mit verlockenden Düften und süßem Sekret versorgt. Der Moorbläuling lebt nur ca. vier Wochen im Jahr als Schmetterling und in den anderen elf Monaten im Ameisennest.

Was den Schmetterlingen fehlt :

Das sind die großen Nektarquellen wie die selten gewordenen Kleeäcker und die unbefestigten Feldwege mit ihren nicht mit Gras bewachsenen Radspuren der Fahrzeuge mit den vielen Wasserpfützen, die Ruderal und Sukzessiven stellen. Auch die intakten Waldsäume mit einem Busch- und Kräuter-Abschluß sowie Wärmegebiete wie Heiden und Magerrasen mit Störstellen, Boden ohne Bewuchs. Dies ist unerläßlich für Schmetterlinge, denn sie dienen zur Aufnahme lebenswichtiger Mineralien. Gerade auf Heiden und Magerrasen tummeln sich die meisten Schmetterlinge der verschiedensten. Arten, wie Bläulinge, Dickkopffalter, Würfelfalter, Zipfelfalter, fast alle Schecken- und Perlmutterfalter, Augenfalter, die Edelfalter und Ritterfalter. Der Apollo lebt ausschließlich dort, doch je mehr die Heiden und Magerrasen zurückgehen um so artenärmer wird bei uns die Vielfalt der Schmetterlinge.

Die Familien der Schmetterlinge:

Dickkopffalter: Malven-, Rostbrauner- und Gelbwürfliger und Komafalter

Bläulinge: Zipfelfalter, Feuerfalter, Dukatenfalter und alle Bläulingsarten

Weißlinge:.Kohlweißlinge, Rapsweißling, Resedaweißling, Baumweißling, Mirmidonweißling, Senfweißling, Bergweißling, Aurorafalter, Zitronenfalter, Goldene Acht, versch. Colias Gelblinge, Berg- und Moorgelbling und Wandergelbling (Postillion)

Augenfalter: Schachbrett, Waldportier, alle Mohrenfalter. Ochsenaugen, brauner Waldvogel, Mauerfuchs, Waldscheck, Rispen- und Perlgrasfalter und alle Wiesen- und Waldvögelein

Edel oder Fleckenfalter: Pfauenauge, kleiner und großer Fuchs, Trauermantel, Distelfalter, Admiral, Landkärtchen, großer und kleiner Eisvogel, großer und kleiner Schillerfalter, C-Falter, alle Perlmutt- und Scheckenfalter, und Kaisermantel

Ritterfalter: Schwalbenschwanz, Segelfalter, Apollo und Osterluzeifalter

Die verschiedenen Lebensräume der Tagfalter

Trockenrasen und Halbtrockenrasen

Die warmen, trockenen und blütenreichen Rasen sind wohl die beliebtesten Biotope (Lebensräume) unserer heimischen Schmetterlinge. Wer schon mal im Frühling oder Frühsommer Wanderungen über die Schwäbische Alb gemacht hat, kann dies bestätigen. Denn sämtliche Rasenflächen, die verschiedenen Heidearten, Wacholderheiden, Steppenheiden, Felsenheiden und Moorheiden zeigen sich in ihrer schönsten Blumenpracht. Es blühen verschiedene Kleearten, der Thymian, Flockenblumen, Taubenskabiosen, Dost, Enziane, Wicken, Spitzkiel, Tragant, Heidekraut, Sonnenröschen, verschiedene Nelkenarten, Steinbrech und Fetthennenarten, Esparsetten, Primel, Glockenblumen, Wucherblume, eine große Anzahl verschiedener Orchideen und noch viele andere Blumen. Dazu kommen noch eine Vielzahl von Bäumen, Büschen, verschiedene Kräuter und Gräser. Dies lockt eine ganze Heerschar von Faltern an.

Hier fühlen sich die Schmetterlinge etwa so wie wir Menschen in einem Supermarkt, der fast alles zum Kauf anbietet was uns lieb und teuer ist. Die meisten Schmetterlingsarten finden hier in den warmen Trocken- und Halbtrockenrasen für sich und >was genau so wichtig ist< für ihre Raupen, was ihr Herz begehrt. Ihre Partner, die Sonne, Wärme, den Nektar, in ihren speziellen Blütenpflanzen und die Mineralien, auf dem Boden welche für sie unerläßlich sind.

Die mehrbrütigen Schmetterlinge können hier ihre Eier gleich an jene Kräuter legen, welche den daraus schlüpfenden Raupen als Nahrung dienen. So gibt es keine unnötige Pause in ihrem Lebenslauf, die Räupchen können sich sofort auf ihre angebotene Nahrung stürzen und viele von ihnen, welche nicht von Spinnen, Vögeln, Eidechsen, Schlupfwespen oder anderen Tieren daran gehindert werden, sind schon nach wenigen Wochen groß und fett genug, sich zu verpuppen und sich so auf die baldige nächste Schmetterlingsgeneration vorzubereiten, welche dann wieder die Trocken- und Halbtrockenrasen bevölkert.

Ackerland und Ruderalstellen

Bei uns und dies hauptsächlich auf der Filderebene sind die Äcker ziemlich auf- oder ausgeräumt. Für Ackerwildkräuter ist kein Platz mehr vorhanden, dafür sorgten schon vor Jahren die Herbizide, Insektizide, Biozide und was sonst noch alles ausgestreut oder gespritzt wurde. Diese Gifte machten den Kornblumen, Kornraden, Kamillen, Klatschmohn, Ackerkratzdistel, Ackerwinde, Ackersenf, Feldrittersporn und vielen anderen Ackerwildkräutern den Garaus. Dies war zugleich auch das Aus für fast alle Tagfalter, bis auf ein paar Weißlingsarten und den Schwalbenschwanz, der sich durch die Umstellung von Getreide, Kraut oder Kartoffel auf Gemüseanbau wieder vermehrt hat, denn seine Raupen leben vom Gelberübenkraut, Fenchel, Pastinak, wilde Möhre und verschiedenen anderen Doldenblütlern.

Zum Glück sieht es am Filderrand, in Plattenhardt, Bonlanden und zum Teil in Harthausen noch etwas besser aus. Man findet hier noch die Waldränder, Waldsäume, kleine Halbtrockenrasen und Heideland, unbefestigte Feldwege die nicht bewirtschafteten Randstreifen der Feldwege, verschiedene Feldraine und einige von der Landwirtschaft ausgelassene Äcker, welche mit Hecken und Wildkräutern bestückt wurden. Schon diese Kleinigkeiten mitten in den Feldern wurden von verschiedenen Tierarten gerne angenommen. Auch manche Falterarten, die schon verschwunden waren, stellten sich wieder ein.

Vor etwa dreißig, vierzig Jahren war das Ackerland noch ein Eldorado für Tausende von Schmetterlingen, denn damals gab es noch viele und große Kleeäcker und überall noch Ackerwildkräuter. Diese sorgten für Nahrung für Falter und Raupen auch für deren Schutz über Nacht und bei Schlechtwettereinbrüchen. Seit der Umstellung der Landwirtschaft von Klee auf Mais u nd Gemüse ist hier für die Falter eine sehr große Lücke entstanden. Dadurch mußten verschiedene Arten das Feld räumen. Um so wichtiger sind daher die paar Feldraine, die Ackerrandstreifen, die unbefestigten Feldwege und die ausgelassenen Ackerstücke geworden, denn diese kleinen Streifenbiotope ermöglichen ein paar Arten die Lebensgrundlage und einigen Arten die Verbindung zu ihren Artgenossen in den anderen Biotopen. (Biotopvernetzung)

Feldgehölze Hecken, und Streuobstwiesen

Sie werden als sehr willkommenes Angebot von vielen und auch speziellen Falterarten angenommen. Sei es zum Schutz vor Wind und Wetter, im Hochsommer vor zu viel Sonne oder Mittagshitze, denn viele Schmetterlinge müssen sich im Hochsommer wegen der Gefahr auszutrocknen vor Sonne und Hitze schützen, denn das eigentliche Insekt ohne Flügel ist sehr klein. Sie setzen sich reglos in Hitzestarre an einen Baumstamm oder verkriechen sich unter Blätter im Gebüsch, wenn der Thermometer die 25°C Wärme übersteigt. Für einige Arten sind die Feldgehölze und Hecken der eigentlich spezielle Lebensraum. Hier suchen sie sich ihren Partner, legen ihre Eier. Hier leben ihre Raupen und verstecken sich ihre Puppen. Viele der Puppen finden in den Hecken und Feldgehölzen Schutz über den Winter unter Baumrinden, eingerollten Blättern, unter der Bodenstreu oder Kräutersäumen um die Hecken. Die Feldgehölze werden gerne von verschiedenen Dickkopffalterarten, Bläulingen und Zipfelfaltern angenommen.

Einen unserer seltensten Falter, den großen Fuchs, habe ich 1998 im Feldgehölz am Sandbühlweg Richtung Gutenhalde gesehen; das einzige Exemplar in Filderstadt in den letzten zehn Jahren.

Feuchtwiesen, Bachauen, und Teichufer

Diese feuchte und nasse Gebiete haben wir Menschen am wirkungsvollsten vernichtet. Sei es durch Trockenlegung von Tümpeln, Teichen und Moore, oder Begradigung der Flüsse und Bäche. Sie wurden für die Nutzung der Menschen so verändert, daß alle auf Feucht- und Naßwiesen spezialisierten Schmetterlingsarten (auch andere Tierarten) entweder ausgestorben, oder derart dezimiert worden sind, daß sie fast nur noch auf der roten Liste erscheinen.

Hier kann man den Bombach, die Steinenfurth und das Reichenbachtal noch lobenswert erwähnen. An diesen drei Standorten kann man noch, wenn auch selten, drei dieser Feuchwiesenspezialisten sehen, nämlich den kleinen, großen und dunklen Feuerfalter. Dazu kommt noch eine Art der Grünwidderchen und der große Perlmutterfalter.

Natürlich fliegen außer diesen Spezialisten auch noch viele andere Allerwelts-Schmetterlinge, in diesen Biotopen und dies täuscht dem Spaziergänger meist einen guten ordnungsmäßigen Schmetterlingsbestand vor. Aber dem ist nicht so. Zum Vergleich will ich anführen, wenn in einer Ortschaft viel Spatzen fliegen, braucht deshalb die Vogelwelt noch nicht in Ordnung zu sein.

Der Wald, Waldsaum und Waldwiesen

Eine ganze Reihe von Schmetterlingen fühlen sich hier wohl. Schon die ersten Sonnenstrahlen im Spätwinter, welche in einen noch unbelaubten Wald fallen, wecken das Falterleben auf. Etwa ein Prozent der Tagfalter überleben den Winter als Schmetterling. Dies sind auch die Ersten, welche oft schon Ende Februar von der Sonne zum Leben erweckt werden und umherfliegen. Namentlich genannt, das Pfauenauge, C-Falter, kleiner Fuchs, Zitronenfalter und wo sie noch nicht ausgestorben sind, der große Fuchs und Trauermantel.

Diese Falter gehen sofort auf Partnersuche, müssen sich dabei aber recht vorsichtig verhalten, denn es warten viele über den Winter ausgehungerte Vögel auf sie. Dabei kommt ihnen ihre meist dunkle Farbe zugute. Erstens haben sie dadurch an der Sonne schneller Wärme aufgetankt, die sie zum Fliegen unbedingt brauchen. Zweitens macht die dunkle Farbe sie fast unsichtbar, wenn sie sich bewegungslos auf dem Boden ins braune Laub setzen. Eine Ausnahme macht hier der Zitronenfalter

. Dieser schützt sich wohl durch sein stetes und schnelles Umherfliegen, was auch zugleich von Nutzen bei der Partnersuche ist.

Doch schon bald sprießt aus Büschen und Bäumen das Grün. Auch auf den Boden kommt Farbe, durch Gräser, Kräuter, Stauden und Blütenpflanzen. Dies ist der Start für die nächsten Schmetterlinge, welche zu dieser Zeit ihre Puppenhülle sprengen. Das sind der Aurorafalter, Waldwürfelscheckenfalter, das Landkärtchen in seiner Frühjahrsfarbe, (die zweite Generation hat eine andere Farbe). Hier ist vielleicht noch erwähnenswert, daß etwa zur gleichen Zeit ein großer brauner Schmetterling mit auffällig schnellem Zickzackflug ruhelos dicht über dem Boden fliegt. Er fällt auf durch seine Größe und seiner Häufigkeit. Es ist der Nagelfleck, der stets auf der Suche nach einem Weibchen ist. Eigentlich ist er ein Nachtfalter, fliegt aber tagsüber, weshalb ich ihn hier erwähne.

Fast alle Weißlinge mischen sich jetzt unter die Farbtupfer der anderen Schmetterlinge, der Senfweißling, gr- und kl-.Kohlweißling, Rapsweißling und einige Bläulinge. Sogar unser größter Falter traut sich aus seiner Puppenhülle, der Schwalbenschwanz. Noch ist die Palette nicht voll. Im Sommer kommen noch die Wanderfalter, Admiral und Distelfalter, auch Schillerfalter und Eisvogel, Schecken, Perlmutterfalter und viele andere. Jetzt sieht man sie flattern, entlang der Waldwege an den Waldrändern, auf Waldwiesen, überall wo noch Luft und hauptsächlich Licht in den Wald kommt, denn ins Waldesinnere wagen sich nur wenig Arten hinein. Der Fichtenwald wird sogar ganz gemieden. In ihm gibt es keinen Platz für Schmetterlinge.

Dörfer, Siedlungen und Hausgärten

Auf den ersten Blick ist der Schmetterlingsbestand in den Dörfern bei uns in Filderstadt erfreulich hoch. Es fliegen fast alle heimische Arten, welche nicht biotopgebunden sind, denn der Blütenreichtum in unseren Gärten, Parkanlagen und Friedhöfen ist unglaublich. Zudem kommen noch die langen Ortsränder um jede Gemeinde, denn der Übergang der verschiedensten Feldarten zur menschlichen Besiedlung mit Blumengärten kommt den Schmetterlingen sehr entgegen. Auch täuschen die vielen verschiedenen hohen Bäume innerhalb der Ortschaften in Parks, Friedhöfen, in größeren Gärten und entlang einiger Straßen, sowie sehr vieler Hecken und Sträucher den Faltern ihren Lebensraum Wald vor. Dies alles zusammen sorgt für einen erfreulich großen Schmetterlingsreichtum, denn sie finden in unseren Gärten alles was sie brauchen, jede Menge Blumen, Feuchtgebiete (Gartenteiche) Trockengebiete Freiflächen zur Mineralienaufnahme, Busch und Baumzonen, Unterschlupf für die Nacht, bei Wind und bei Schlechtwettereinbrüchen, also alles was ein Falterherz begehrt.

Bei uns Menschen, hauptsächlich bei den Kindern, steht der Schmetterling in der Beliebtheit unter den Tieren ganz oben mit dabei, denn sie sind vileicht die schönsten Wesen im Tierreich überhaupt. Sonnenschein, Farbenpracht, Leichtigkeit und Frohsinn bringt er in unsere Herzen. Wir schauen ihm bei seinem Flug gerne zu, oder betrachten ihn bei der Nektaraufnahme auf einer Blume Deshalb pflanzen wir ihm zuliebe manche Blumen oder Sträucher zum Beispiel den Schmetterlingsflieder, (Budleya) dieser, wie sein Name schon sagt, wird sehr gerne von vielen Schmetterlingsarten angenommen und es kommt nicht selten vor, daß zig Schmetterlinge sich zur gleichen Zeit auf solch einem Strauch tummeln. Auf ihm können wir die Schmetterlinge oft aus nächster Nähe beobachten und ihre oft einmalige Farbenbracht bestaunen.

Doch wenn auch die Vielfalt und die Menge der Falter noch so groß sind, der Stellenwert dieser Ortschaftsbiotope hält sich in Grenzen und dies hat verschiedene Ursachen. Zum Beispiel der Ordnungssinn von uns Menschen. Denn ist eine Blume kaum abgeblüht, paßt sie nicht mehr in das schöne Blumenbeet, also raus damit und in die Biotonne. So weit so gut. Daß sich aber am Stengel, an den Blättern oder am Fruchtstand der Pflanze eine ganze Reihe von Schmetterlingseier befinden, denkt, sieht und weiß man nicht. Sie sind auch viel zu klein und unscheinbar. Entdeckt man an einer Pflanze ein paar Blattläuse, schnell der Griff zur Giftspritze. Die Blattläuse sind weg, die Schmetterlinge auch! So gerne man Schmetterlinge sieht und sie hegt und pflegt, so wenig gern hat man deren Raupen im Garten. Wehe wenn irgendwo ein Blättchen angefressen ist, oder sogar mehrere Raupen an einer Pflanze gefressen haben! Dann hilft nur noch die Giftspritze oder absammeln und zertreten.

Auch das Gras muß ordnungsmäßig auf wenigstens fünf Zentimeter Höhe gestutzt werden und zwar im wöchentlichen Rhythmus. So kann sich natürlich dann keine Raupe verpuppen, denn sie lägen ja frei und sichtbar für jeden Vogel zum Fressen bereit. Wenn dann noch der Herbst kommt und ganze Trupps von Aufräumern durch Friedhöfe und öffentliche Anlagen ziehen, wird was bisher als Schmetterling, Ei, Raupe oder Puppe überlebt hat, zu einem großen Teil jetzt vernichtet. Dies soll nicht als Vorwurf an diese Leute gerichtet sein, denn sie machen ja nur ihre von ihnen geforderte Arbeit.

Es gibt aber auch Positives zu berichten. In den letzten Jahren ist durch Aufklärung in vielen Gärten auch Gutes für unsere Schmetterlinge gemacht worden. Viele Gartenbesitzer überlassen wirklich eine Ecke ihres Gartens der Natur, die nicht gemäht und im Herbst nicht abgeräumt wird, was sehr wichtig ist. Dies ist dann eine kleine Überlebensnische, nicht nur für Schmetterlinge, auch noch für viele andere Lebewesen.

Nachtrag

Leider mußte ich feststellen, daß in den letzten Jahren nicht nur die Artenvielfalt sondern auch die Stückzahl der einzelnen Schmetterlingsarten stark zurückgegangen ist. Besonders gravierend war der Rückgang in den letzten drei Jahren, sogar katastrophal in diesem Jahr 1999.

In Filderstadt konnte ich höchsten 10% der Normaldichte vergangener Jahre beobachten. Dies betrifft hauptsächlich die Edelfalter - wie Pfauenauge, kl.Fuchs, Admiral, Distelfalter, die Schecken und Perlmutterfalter usw. Selbst an ihrem Lieblingsnektarstrauch, dem Sommerflieder ( Budleya), waren sie kaum zu beobachten. Das heißt, es waren keine da. Sie sind lautlos und ohne viel Aufsehen fast verschwunden! Es gibt sicher verschiedene Gründe woran dies liegt, aber in der Fachpresse habe ich bis jetzt noch kaum etwas darüber gelesen.

Einigermaßen zufriedenstellend war nur die Stückzahl einiger Weißlings-Arten, Ochsenauge und Waldwürfelscheckenfalter. Die im Herbst noch vom Norden bei uns einfliegenden Distelfalter und Admirale, welche sich am überreifen Obst laben, täuschten eine größere Anzahl der Edelfalter vor. Sie sind aber zu dieser Zeit bei uns nur auf der Durchreise nach Süden zum Mittelmeer, denn sie sind Wanderfalter und können bei uns den Winter nicht überstehen.


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