Filderstädter Schriftenreihe zur Heimat- und Landeskunde, Band 13Teufelswiesenteich im BombachtalAlfred SchumacherBiotopkartierer Filderstadt |
Ich erinnere mich noch gut, wie viele kleine Weiher, Teiche Tümpel und Quellen es in meiner Jugend- also in den 20er und 30er Jahren- auf Bonländer Markung gegeben hat. Dementsprechend vielfältig war auch die Tierwelt. Auch im Bombachtal gab es damals noch zahlreiche Quellen, die auch während des ganzen Sommers genügend Wasser hatten. Allein auf der Gutenhalde gab es damals drei Quellen, deren Schüttung so stark war, dass damit das 1930 angelegte Freibad mit Wasser versorgt werden konnte. Als Folge des allgemein absinkenden Grundwasserspiegels ist inzwischen ein Großteil der Quellen versiegt.
Anlegung des Teiches
Angesichts der immer geringer werdenden Artenvielfalt auf den Fildern schlug das Planungsbüro Brigitte Schmelzer im Jahr 1982
der Stadt Filderstadt vor, im Bombachtal einen Teich anzulegen, um dort Tieren, die inzwischen in dieser Gegend nicht mehr
heimisch waren, wieder einen Lebensraum zu geben.
Bei den für den Teich im Bombachtal vorgesehenen Flächen handelte es sich um relativ schlechte Böden, saure Wiesen, deren Mahd
nicht einmal für Futter, sondern lediglich zum Einstreuen des Stalls geeignet war. Andererseits befand sich dort eine
bemerkenswerte Vielfalt von Gräsern und Kräutern durch den nassen fast moorigen Boden, wie z. B. Dotterblumen, Bachbunge,
Wiesenschaumkraut, Flockenblume, Seggen, Binsen und verschiedene Ampferarten, Mädesüß und Blutweiderich, die wiederum zahlreiche
Schmetterlinge anzogen.
Lebensraum für bedrohte Tiere
Das Ziel, aus dem Teich einen Lebensraum für Tiere zu schaffen, die auf der Filder nicht mehr oder nur noch selten vorkommen,
hat sich voll und ganz erfüllt. Wurden im ersten Jahr nur 13 Grasfrösche gezählt, waren es im zweiten bereits über hundert
dieser Art. Sogar der viel seltenere Wasser- oder Teichfrosch stellte sich im Lauf der Zeit wieder ein.
Ebenso wurden im ersten Jahr schon 13 verschiedene Libellenarten von mir beobachtet und kartiert, dies waren: Azurlibelle,
Frühe Adonislibelle, Plattbauch, Vierflecklibelle, Blaugrüne Mosaikjungfer, Blutrote Heidelibelle, Blauflügel-Prachtlibelle,
Gebänderte Prachtlibelle, Gemeine Binsenjungfer, Weidenjungfer, Königslibelle, Blaupfeil und Pechlibelle.
Erfreulich ist auch, dass sich Fadenmolch, Teichmolch und Bergmolch im Teufelswiesenteich angesiedelt haben. Wichtig war uns immer, dass keine Fische in den Teich ausgesetzt werden. Für ein Nebeneinander von Fischen und Amphibien ist dieser Teich zu klein, die Folge wäre dann, dass die Amphibien von den Fischen gefressen würden.
Schließlich sei auch auf die Schmetterlinge verwiesen. In der Umgebung des Teiches konnten u.a. die folgenden Tagfalter
beobachtet werden:
Pflegemaßnahmen
Die Biotop-Kartierer haben die Patenschaft für diesen Teich übernommen. Gleich im ersten Jahr nach Fertigstellung des Teiches
pflanzten wir eine Sichtschutzhecke am östlichen Ufer. Diese Hecke soll z.B. die Stockenten mit ihren Jungen oder den öfters
dort verweilenden Graureiher, Hermelin, Igel oder die Vögel während ihrer Brutzeit vor den zahlreichen Hunden, die nicht an
der Leine geführt werden, schützen. Leider ohne großen Erfolg, denn die Hundehalter sind zu wenig einsichtig.
Wichtig für die Tierwelt sind insbesondere aber auch Wiesen in unmittelbarer Nähe. Solche Wiesen dienen z. B. den Amphibien wie
Molche und Frösche als "Sommerquartier". Sie werden deshalb während des Sommers nicht gemäht um so diesen Tieren genügend Schutz
zu bieten. Dies ist sehr wichtig, wenn man bedenkt, daß allein die Grasfrösche zirka 150 Laichballen mit je zwischen 2500 und
3500 Eiern im Teich absetzen und die Jungfröschchen sich alle vor einer Heerschar von Vögeln verstecken müssen. Aus diesem
Grund hat die Stadt inzwischen eine Fläche von rund 20 Ar beim Teich aufgekauft.
Wir Biotoper pflegen nun schon über die ganzen Jahre den Teich und Umgebung, das heißt, zweimal im Jahr mähen, Hecken
zurückschneiden, Lücken der Hecken neu auspflanzen, das ganze Mäh- und Schnittgut zusammentragen, dass es über den Winter
abgefahren werden kann. So haben wir auch wieder verschiedene Kopfweiden, die früher bei uns landschaftprägend waren, gepflanzt.
Die Weidenruten werden abgeholt und zu Körben verarbeitet.
Teichsanierung 1992Insgesamt hat sich leider gezeigt, dass der Teich zu wenig frisches Wasser erhält. Die Quellschüttung ist zu schwach. Die Folge ist, der Teich hat zu wenig Wasseraustausch, das Wasser erwärmt sich zu schnell, so dass sich zu wenig Sauerstoff im Wasser befindet. Gleichzeitig führt das herabfallende Laub, aber auch die Tatsache, dass bei starken Regenfällen Schafsmist in den Teich geschwemmt wird, zu einer Überdüngung des Teiches. Das Pflanzenwachstum nimmt überhand, es kommt zu übermäßiger Algenbildung. Dadurch wird der Sauerstoff immer knapper, es kommt zu Gärschlamm und Faulgasbildung. Im Winter 1992 hat das städtische Tiefbauamt den Teich ausbaggern und nicht weniger als 70 (!) LKW-Ladungen Schlamm abfahren lassen. Anschließend dauerte es gute zwei Wochen, bis der Teich wieder seinen alten Wasserstand hatte. Um den Teich weiterhin lebensfähig zu halten, muß diese Maßnahme etwa alle acht bis zehn Jahre wiederholt werden.
Weitere FeuchtbiotopeAuf dem Gelände der ehemaligen Plattenhardter Heide, zwischen dem Altenheim St. Vinzenz und der Straße zur Burkhardsmühle haben wir Biotop-Kartierer vor rund drei Jahren einen etwa 10 Meter langen Weiher angelegt, der durch einen Wassergraben oberhalb des Altenheims gespeist wird und von der Tierwelt auch sehr gut angenommen wird. Auf diese Weise kommen wir in kleinen Schritten wieder dem Ziel näher, die Artenvielfalt, welche unsere Filderlandschaft einst einmal geboten hat, wieder herzustellen. |