Natur- und Umweltschutz in Filderstadt 2001


Wenn es Nacht wird in Filderstadt...

Eberhard Mayer
mit Unterstützung durch Alfred Schumacher
Biotopkartierer Filderstadt

Filderstadt bei Nacht - ein Thema nicht nur für Nachtschwärmer, Ordnungshüter oder gar für Kriminelle! Auch die Natur um uns herum hält manche Überraschung für uns bereit, denn viele unserer einheimischen Lebewesen haben sich auf Aktivitäten zu nächtlicher Stunde spezialisiert.

"Aktionsreiche Nächte ereigneten sich am letzten Sommerfest-Wochenende in Filderstadt. Als die Sonne unterging, die D ämmerung anbrach und die Dunkelheit sich ausbreitete, trieb allerhand lichtscheues Gesindel sein Unwesen. Zahlreiche Nachtschattengewächse konnte man erkennen. Im Schein der Nachtkerzen tanzten Nachtfalter, Schwärmer und Vampire bis zum Morgengrauen. Manch seltener Spinner und Kauz, oft in Begleitung noch seltsamerer Eulen, durchzechte die lange Sommernacht. Wie durch ein Wunder verliefen jedoch die Nächte weitgehend friedlich und ohne große Zwischenfälle. Lediglich verschiedene Spanner und ein Auto-Marder tauchten in der Statistik der strafbaren Delikte auf."

Wenn man diesen frei erfundenen, aber nicht ganz unrealistischen "Polizeibericht" näher betrachtet, fällt folgendes auf:

  • Die fettgedruckten Bezeichnungen für zwielichtige, unsympathische oder gar kriminelle Elemente werden oft der nächtlichen Tier- und Pflanzenwelt entnommen und teils auch als Schimpfwörter verwendet.

  • Dies rührt offensichtlich daher, dass dem Durchschnittsmenschen das nächtliche Leben und Treiben nicht ganz geheuer, manchmal (wie bei Fledermäusen bzw. Vampiren!) sogar unheimlich und gruselig erscheint.

Was spielt sich nun - außerhalb des "Polizeiberichts" - in der Natur Filderstadts wirklich ab?
In der großen Welt der Tiere (Fauna) und Pflanzen (Flora) gibt es auch bei uns viele Arten, die dämmerungs- oder nachtaktiv sind. Normalerweise weiß der Durchschnittsbürger wenig über diese Lebewesen: weder über ihre Angewohnheiten oder (noch schlimmer) über ihre Existenz. Grund genug also, einige der markantesten Vertreter dieser Nachtgeister näher "zu beleuchten". Wir werden feststellen, dass zur Nachtzeit weit mehr "Filderstädter" unterwegs sind, als wir gemeinhin annehmen!

1. Nachtaktive Tiere

1.1 Säugetiere

Angefangen bei den "großen Tieren" bis hin zu Kleinsäugern ist ein Großteil der wildlebenden Säugetiere nachtaktiv. Dies ist darin begründet, dass vor allem das jagdbare Wild (also Reh, Wildschwein, Hase usw.) während der Dämmerungs- und Nachtphase ungestörter seiner Nahrungssuche und -aufnahme nachgehen kann, was in der Nähe des Ballungsraums Stuttgart wegen der vielen Störungen durch Verkehr, Spaziergänger, Hundehalter und Freizeitsportler eine lebensnotwendige Angelegenheit ist. Wildschweine können z.B. in einer einzigen Nacht über 20 km zur Nahrungssuche zurücklegen; um einigermaßen ungestört zu bleiben, kann das Rehwild fast nur noch im Dunkeln zur Äsung aus dem Wald heraustreten.
Auch das gesamte Raubwild, also Fuchs, Dachs, Marder und Wiesel, ist ebenso zur Nachtzeit aktiv wie ein Großteil der Nagetiere: hier sind es vor allem Mäuse, Ratten und Bilche, die im Schutze der Nacht ihre Nahrung suchen und sich dabei gleichzeitig vor ihren natürlichen Raubfeinden besser verstecken können. Ein typisch nachtaktives Säugetier ist auch der Igel, der sich überwiegend von Schnecken, Insekten und deren Larven ernährt. Wenn wir nachts aus dem Garten grunzende, schnaufende und piepende Geräusche hören, können sie von rivalisierenden Alt-Igeln oder von streitenden Jungtieren stammen.

Die typischste Gruppe der nachtaktiven Säugetiere stellen die Fledermäuse dar. Sie sind - wie kaum eine andere Tierart - auf das Nachtleben spezialisiert und von der Natur aus darauf vorbereitet und angepasst. Sie können sehr gut fliegen, weil ihre Finger stark verlängert sind und die lederartigen Flughäute spannen; außerdem besitzen sie eine Schwanzflughaut. Die Beutejagd auf Fluginsekten (Mücken, Nachtfalter, Käfer usw.) erfolgt in der Dämmerung und nachts. Dazu "senden" die Fledermäuse Ultraschallschreie aus und "empfangen" das Echo, das von den Beutetieren und Hindernissen zurückprallt; sie nutzen also die Methode der Echoortung. Zusätzlich sind die Tiere mit sehr gutem Gehör und einem Raubtiergebiss ausgestattet, was ihnen bei der Insektenjagd ebenfalls zugute kommt.

Die landesweite Bestandssituation der Fledermäuse ist besorgniserregend; bei uns ist sie sogar noch bedrohlicher als im Landesdurchschnitt (1958 waren z.B. im Filderstädter Wald noch ca. 20 % der Nistkästen durch Fledermäuse bewohnt, heute ist es nur noch 1 %!). Wir brauchen geeignete Schutzmaßnahmen, um dem Bestandsrückgang entgegenzuwirken: notwendig sind vor allem Biotop- und Quartiererhaltung, Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden und Holzschutzmitteln und das Vermeiden von Ruhestörungen im Winter.

Nach Kenntnis der Biotopkartiergruppe kommen bei uns noch folgende Fledermaus-Arten vor:

Großer Abendsegler: Große Art mit 36 cm Flügelspannweite und gelb- bis rostbraunem Fell. Ausflug oft noch vor Sonnenuntergang (früh); Flug in Wipfelhöhe. Enge Bindung an Wälder und Gehölze, da Baumhöhlen als Quartier bevorzugt werden. An den Seen, Bachläufen und Waldrändern/Waldwiesen Filderstadts noch regelmäßig zu beobachten; teilweise auch an Straßenlaternen der Ortsränder.

Zwergfledermaus: Kleinste heimische Art mit 19 cm Spannweite und schwarz- bis fahlbraunem Fell. Ausflug nach Sonnenuntergang; Flug in Strauchhöhe. Kommt in Wäldern, Gärten, Obstwiesen und Ortschaften vor. Enge Quartiere bevorzugt, auch in Dachverkleidungen und hinter Fensterläden. In Filderstadt vor allem am Bärensee, verschiedenen Waldteichen und Obstwiesen beobachtet; ein größeres Sommerquartier mit bis zu 30 Tieren wurde in einer Flachdach-Wohnanlage festgestellt.

Rauhhautfledermaus: Zwillingsart zur Zwergfledermaus mit vielen Gemeinsamkeiten, aber seltener und vor allem im Durchzug hier zu sehen. Größe: 23 cm Spannweite und braunes bis graubraunes Fell. Siedlungsschwerpunkt ist der Wald. In Filderstadt vor allem am Bärensee und Steppach-Stausee beobachtet; außerdem ein Fund beim Schulzentrum Seefälle.

Wasserfledermaus: Mittelgroße Art mit ca. 25 cm Spannweite und braungrauem Fell. Ausflug in der Dämmerung und später; Flughöhe = 5 - 20 cm über der Wasseroberfläche. Besiedelt Biotope in Gewässernähe; Sommerquartiere in Baumhöhlen und Brücken. Am Bärensee regelmäßig zu beobachten, auch im Reichenbachtal vorhanden.

Braunes Langohr: Mittelgroß, ca. 26 cm Spannweite und dunkel-graubraunes Fell. Ausflug in später Dämmerung, meist aber bei Dunkelheit; niedrige Flughöhe. Bewohnt lockere Laub- und Nadelwälder mit Baumhöhlen und Vogelkästen. In Filderstadt wurden Vorkommen in Wald-Nistkästen festgestellt.

Großes Mausohr: Größte Art mit 35-43 cm Spannweite und hellem, graubraunem Fell. Ausflug meist erst bei Dunkelheit; Flug in Höhe von 5 - 10 Meter. Jagt häufig auch "zu Fuß" am Boden (Käfer!). Gesellige Art mit Sommerquartieren in Dachböden und Kirchtürmen. In Filderstadt wurden in den letzten Jahren nur Durchzügler beobachtet (Brücken, Wohnhäuser), möglicherweise sind noch unbekannte Quartiere vorhanden.

1.2 Vögel

Eine eigenartige und eigenständige Vogelgruppe, die hervorragend an die dämmerungs- und/oder nachtaktive Lebensweise angepasst ist, bilden die Eulen. Sie wirken äußerlich - mit scharfen Fängen und gekrümmtem Schnabel - wie nachtjagende Greifvögel, haben aber ansonsten mit dieser Gattung nichts gemeinsam! Von Natur aus sind sie vor allem durch folgende, typische Merkmale auf das Nachtleben vorbereitet bzw. ausgestattet:

  • Sehr gute Sicht bei Nacht und Tag durch große, nach vorn gerichtete Augen und weit drehbaren Kopf.
  • Hervorragendes Gehör (Ohren hinter dem Gesichtsschleier), das die Eulen befähigt, die Beute genau zu lokalisieren.
  • Weiches Gefieder durch Zähnelung an der Außenfahne der vordersten Schwungfedern; wodurch ein sehr leiser Beuteflug erreicht wird.

Eulen ernähren sich überwiegend von Kleinsäugern wie Mäusen, Wühlmäusen usw., teilweise auch von Kleinvögeln und Großinsekten. Durch die Spezialisierung auf Mäuse als Hauptbeute sind Bruterfolg und letztlich auch Bestandsdichte stark abhängig vom Mäuseangebot: in "schwachen Mäusejahren" oder harten Wintern mit hoher Schneedecke, wenn die Mäusejagd nahezu unmöglich wird, können die Eulenbestände ganzer Regionen drastisch sinken!
In Filderstadt kommen vier Eulenarten ganzjährig vor:
Schleiereule: Brütet in geringer Zahl in Bauernhöfen und Feldscheunen; Beutejagd in Wiesen und Feldern. Äußerst abhängig vom Mäuse-Nahrungsangebot!

Waldkauz: Dickköpfiger Höhlenbrüter in Waldgebieten; Bestand nicht gefährdet. Typisches Merkmal ist der schaurige Ruf.

Waldohreule: Ebenfalls Waldbewohner, nistet aber vor allem in verlassenen Krähen- und Greifvogelnestern. Bestand zufriedenstellend. Typisches Merkmal sind die Federohren. Junge Waldohreulen verhalten sich im Juni/Juli sehr auffällig durch lautes Fiepen (nicht selten auf Hausdächern am Ortsrand).

Steinkauz: Kleinste heimische Eule, die Höhlen/Röhren in Obstwiesen bewohnt und dort auch nach Beute jagt. Bestand hat sich erholt, nachdem der Steinkauz in Filderstadt jahrelang verschwwunden war. Auch dämmerungs- und teilweise tagaktiv!

1.3 Amphibien

Amphibien (Lurche) führen ein "Doppelleben" zu Wasser und zu Lande (amphi = beidseitig, bios = Leben). Sie sind stark an Gewässer gebunden, zumindest während des Laichvorgangs, der der Fortpflanzung dient. Aber auch an Land sind sie aufgrund ihrer feuchten, drüsenreichen Haut stets abhängig von Feuchtigkeit, um sich vor Austrocknung zu schützen. Viele Arten werden deshalb erst in der Dämmerung oder nachts aktiv, wenn die Luftfeuchtigkeit und Taubildung höher ist als am Tage. Besonders die "Frühlaicher", die schon im März/April in ihre Landlebensräume zurückwandern, suchen deshalb ihre Nahrung (Würmer, Schnecken, Insekten, Spinnen) meist erst nach Sonnenuntergang. In Filderstadt sind vor allem folgende Amphibienarten nachtaktiv:

Erdkröte: Kräftiger, gedrungener Körper mit warziger, bräunlich gefärbter "Krötenhaut"; wird bis 15 cm groß. Zum Laichen werden "Krötenwanderungen" bis zu 3 km Entfernung zurückgelegt (vor allem nachts); die schwarzen Laichschnüre werden an Wasserpflanzen befestigt. In Filderstadt ist die Erdkröte dritthäufigste Amphibienart und bewohnt, Wälder, Gärten und Obstwiesen. Die Laichplätze befinden sich an allen größeren Gewässern (Bärensee, Steppach-Stausee, Waldteiche).

Grasfrosch: Bräunlich gefärbt, relativ plumpe Erscheinung mit 6 - 10 cm Größe. Typisches Merkmal ist der dunkle Schläfenfleck. Die Laichballen werden manchmal bereits Ende Februar abgelegt. Häufigste Art in Filderstadt, bewohnt nahezu alle Lebensräume. Die größten Laichvorkommen (Laichteppiche!) wurden im Bombachtal und im Reichenbachtal an Teichen festgestellt.

Feuersalamander: Dieser schwarzgelbe Schwanzlurch wird bis zu 20 cm lang und kann bis zu 50 Jahre alt werden! Nur bei Dunkelheit oder nach starken Regenfällen zu finden, da er sich tagsüber in kühlen Schlupfwinkeln versteckt hält. Die Haut scheidet bei Berührung ein giftiges Sekret aus und ist sehr empfindlich gegen Austrocknen. In Filderstadt kommen Feuersalamander und ihre Larven, die lebend geboren werden, vor allem in Klingen und Schluchten des Laub- und Mischwaldes vor.

1.4 Weichtiere

Aus der Klasse der Weichtiere sind vor allem die Schnecken zu erwähnen: sie sind feuchtigkeitsliebend und schützen sich vor Austrocknung dadurch, dass sie bei Nacht oder bei Nässe und Feuchtigkeit aktiv werden.

Landschnecken, und hier hauptsächlich die Weg- und Ackerschnecken, sind überwiegend Pflanzenfresser und können große Schäden an Kulturpflanzen anrichten. Wenn sie abends und in der Nacht aus ihrem kühlen Tagesversteck herauskommen, machen sie sich vor allem über die schmackhaften Jungpflanzen her. So ist es kein Wunder, dass alle Salat- und Gemüseanbauer wie Landwirte, Gartenbaubetriebe und Hobbygärtner nicht gut auf diese nächtlichen Gäste zu sprechen sind!

1.5 Insekten

Ganze Heerscharen von Insekten sind zu nächtlicher Stunde auf Achse! Oft sind es aus der Sicht des Menschen "Plagegeister", zum Beispiel Hunderttausende von (Stech-)Mücken und Motten, die uns an warmen Abenden umschwärmen. Es gibt aber auch völlig "harmlose" Nachtinsekten wie das Glühwürmchen oder gar "nützliche" Arten wie innerhalb der großen Familie der Nachtfalter (Nachtschmetterlinge).

Glühwürmchen gehören übrigens zur Familie der Leuchtkäfer (Johanniskäfer), bei denen sowohl Käfer als auch Larven ein Leuchtvermögen besitzen, das es den nächtlich fliegenden Männchen ermöglicht, die flügellosen, im Gras sitzenden Weibchen aufzufinden. An warmen Sommerabenden, z.B. zur Heuernte, kann man auch in Filderstadt einzelne bis größere Vorkommen des Glühwürmchens entdecken.

Es lohnt sich vor allem, die hochinteressante Familie der Nachtfalter näher zu betrachten. Sie weist etwa 1.600 verschiedene Arten auf (achtmal so viele wie die Tagfalter!) und besteht aus den Hauptgruppen mit den wunderlichen Bezeichnungen Spinner, Spanner, Schwärmer, Eulen sowie sonstigen Kleinschmetterlingsarten. Nachtfalter besitzen meist dicke Körper, düsterfarbige Flügel, fadenförmige Fühler und lange Rüssel, mit denen sie (und nur sie!) bestimmte Blütenpflanzen bestäuben können. Schon daraus ergibt sich ihre enorme Bedeutung für den Naturhaushalt! Viele Falter haben einen sehr guten Geruchssinn, so dass sie Artgenossen über mehrere Kilometer hinweg riechen können!
Die Flugzeit der Nachtfalter findet in der Dämmerung oder nachts statt. Ihre Raupen sind oft mit längeren, teils (schwach-) giftigen Nesselhaaren zur Abwehr der Fraßfeinde ausgestattet; die Raupen und Puppen finden wir meist in Gespinsten ("Spinner, Spanner").

Erwähnt seien einige bekannte Nachtfalter-Arten, die wir auch in Filderstadt finden können:

Totenkopf: Einer der schönsten und bekanntesten Nachtfalter, der in Filderstadt nur vereinzelt vorkommt. Sehr groß; mit dunklen, aber gemusterten Vorderflügeln und kleineren, helleren Hinterflügeln. Auf dem Oberkörper befindet sich die typische Totenkopfzeichnung. In zwei Generationen wandert er aus dem Mittelmeeraum und Afrika ein (Mai - Juli und September - Oktober); überwintert im Süden. Die großen, grüngelben Raupen findet man an Kartoffeln und Ligustersträuchern.

Windenschwärmer: Etwas kleiner und blasser, aber häufiger als der Totenkopf; ebenfalls Einwanderer aus südlichen Regionen. Tagesversteck in der Erde; besucht am Abend die Blüten von Phlox und Geißblatt. Die Wirtspflanzen der gelbbraunen Raupen sind Winden (Name!), z.B die Ackerwinde.

Ligusterschwärmer: Ähnliches Aussehen wie Windenschwärmer, aber Hinterflügel rosa gefärbt; besucht in der Abenddämmerung dieselben Blüten wie dieser. Die grüne Raupe lebt an Liguster, Flieder und Esche, auch an Zypressenwolfsmilch. Früher in Filderstadt häufiger, heute sehr selten, da warme Heideflächen fehlen.

Nagelfleck: Dieser hellbraune, große Nachtfalter mit den vier charakteristischen Punkten gehört zu den Nachtpfauenaugen. Im Mai/Juni fliegt das Männchen allerdings auch tagsüber zwischen Buchenstämmen umher. Die grüne Raupe lebt ebenfalls am Buchenlaub, seltener an anderen Laubgehölzen. Kann in Filderstadt noch relativ häufig bei Maispaziergängen beobachtet werden.

2. Nachtpflanzen

Bekannt sind hier vor allem die Nachtschattengewächse (Solanum-Familie) mit weltweit rund 2.300 Arten. Der Name rührt vermutlich daher, dass diese Pflanzen auch bei Dunkelheit und im Schatten blühen, duften oder gar wachsen können. Zu den Nachtschatten-Gewächsen zählen Nutzpflanzen wie Kartoffel, Aubergine, Tomate, Paprika und Tabak ebenso wie verschiedene wildlebende Arten. Die Pflanzen sind meist reich an Alkaloiden (Giften) und tragen Beeren oder Kapseln als Früchte.

Hier die in Filderstadt wild vorkommenden Nachtschattengewächse:

Bittersüßer Nachtschatten: Wird bis 3 Meter hoch und blüht im Juni - August. Kartoffelähnliche Blüte mit violetten Blütenblättern und gelben Staubgefäßen. Wächst in Filderstadt vereinzelt, teilweise auch häufig an feuchten Waldstandorten. Als Früchte werden scharlachrote Beeren gebildet. Enthält giftige Alkaloide und wird als Heilpflanze verwendet.

Schwarzer Nachtschatten: 30 - 100 cm hoch, blüht im Juni - Oktober. Die kartoffelähnliche Blüte ist weiß gefärbt. Als Unkraut an Gärten, trockeneren Waldrändern und Ruderalflächen vorkommend; in Filderstadt sehr selten. Als Früchte werden schwarze Beeren gebildet. Enthält giftige Alkaloide und riecht schwach widerlich.

Tollkirsche: 50 - 150 cm hoch, blüht im Juni/Juli. Die nickenden, braunvioletten Blüten sind glockenförmig. Die ausdauernde, kalkliebende Pflanze ist auch in Filderstadt nicht selten und wächst auf Waldlichtungen und Kahlschlägen (vor allem im Schönbuch). Die kirschengroße Beere ist zuerst rot, später schwarz gefärbt und sehr giftig!

Nicht zu den Nachtschattengewächsen gehörend, aber ebenfalls nachts blühend ist folgende Pflanzenart:

(Gemeine) Nachtkerze: Die zweijährige Pflanze wurde im 17. Jahrhundert aus Amerika eingeschleppt und kann über 1 Meter hoch werden; sie blüht im Juni - August. Die blassgelben Blüten öffnen sich abends und schließen sich wieder etwa 24 Stunden später. Die Blüten duften besonders in der Nacht (Name!) und werden durch Nachtfalter bestäubt. Die Nachtkerze liebt trockene Böden und kommt in Unkrautbeständen auf Ruderalflächen (z.B. in Filderstadt auf der Erddeponie Eichholz), Wegböschungen usw. vor.


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