Natur- und Umweltschutz in Filderstadt 2003


Neues vom Rebhuhnschutz

Eberhard Mayer
Biotopkartierer Filderstadt

Der Bestand des Rebhuhns, eines Charaktervogels der Feldflur auf den Fildern, ist stark bedroht. Wie mehrfach berichtet, wurde deshalb in Filderstadt ein Rebhuhn-Schutzprogramm ins Leben gerufen.

Was hat sich im Jahr 2002 getan?

Flächen-Extensivierung und -Bewirtschaftungsprogramm

Um Rebhühnern Nahrung, Deckung und Platz für die Jungenaufzucht zu bieten, wird bereits seit 1999 ein Projekt zur Durchführung bestimmter Bewirtschaftungsformen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen durchgeführt. Dabei verpflichten sich die Landwirte, ölsaaten- oder Kleemischungen in reduzierter Saatstärke auszubringen und die Flächen erst nach vorgegebenen Terminen (Mitte August bzw. Ende Februar) umzubrechen; auf den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln ist während der Vertragsdauer zu verzichten. Die Landwirte erhalten dafür - je nach Flächengröße sowie Art und Dauer der Bewirtschaftungsform - eine entsprechende Ausgleichszahlung. Die Finanzierung erfolgt zum größten Teil durch Zuschüsse der Stadt Filderstadt, aber auch durch jährliche Beiträge des Landesjagdverbands und der Flughafen GmbH. Im Jahr 2002 beteiligten sich wieder erfreulicherweise13 Landwirte mit insgesamt rund 25 Hektar Fläche an diesem Programm; dafür wurden insgesamt Ausgleichszahlungen in Höhe von 4.400 EUR geleistet.

Landesgartenschau 2002 in Ostfildern

Die Biotopkartiergruppe Filderstadt unterstützte im Sommerhalbjahr 2002 ein Projekt des Landesjagdverbands auf der Landesgartenschau in Ostfildern. Hauptthema war die Demonstration der Biotoparbeit der Jägerschaft in der Feldflur: auf einer "Jägerwiese" wurden verschiedene, niederwildfreundliche Saat- und Wildackermischungen sowie die Anlage von Ackerrandstreifen, Hecken und Feldgehölzen dargestellt. Das Rebhuhn ist einer der Haupt-Nutznießer solcher Biotopelemente, weshalb auch die Biotopkartierer sich an der Betreuung der Ausstellung an drei kompletten Wochenenden beteiligten. Dabei konnten informelle Gespräche mit interessierten LGS-Besuchern geführt und unser Filderstädter Rebhuhnschutzprogramm vorgestellt werden. Hochinteressante Themen bot die Arbeitstagung der Biotopobleute der Jägervereinigungen, die am 20. Juli ebenfalls im Rahmen der Landesgartenschau Ostfildern stattfand. Auch hier war der Rebhuhnschutz zentrales Thema, was durch exzellente Vorträge der Landes-Wildforschungsstelle, aber auch verschiedener Niederwildhegeringe zum Ausdruck kam. Hätten Sie gewusst, dass nicht nur der "Ernteschock" mit fehlender Deckung Notzeiten für das Rebhuhn mit sich bringt, sondern dass auch der Hochsommer mit seinem (zu) hohen Wuchsstand von Mais und Getreide zur Problemphase für das Rebhuhn werden kann?
Die gemeinsamen Aktionen während der Landesgartenschau bewiesen einmal mehr die gute und offene Zusammenarbeit zwischen Jägerschaft und den Biotopkartierern. Wir sind froh darüber, dass dies in Filderstadt inzwischen gute Tradition ist: das Filderstädter Rebhuhnschutzprogramm ist das beste Beispiel!

Karawane 50: Natur-Oase Filderstadt - Ein Artenschutztag im Verdichtungsraum

über die sehr gut gelungene Veranstaltung, die am 30. Juni 2002 "Unter den 3 Linden" bei Harthausen stattfand, wird an anderer Stelle innerhalb dieses Jahreshefts ausführlich berichtet. Eines der zentralen Leitthemen der Veranstaltung war das Rebhuhn-Schutzprogramm, wo privater Naturschutz, Jägerschaft, Landwirtschaft und Stadtverwaltung in vorbildlicher und vertrauensvoller Weise zusammenarbeiten. An einem Informationsstand wurden Maßnahmen und Ziele des Projekts vorgestellt, was noch durch Schautafeln und verschiedenes Info-Material ergänzt wurde.

Anlässlich dieses Aktionstags entstand auch das nachfolgende Gedicht über die Bestandsproblematik des Rebhuhns auf den Fildern:

Ein Huhn funkt SOS

Gestatten, "Rebhuhn" ist mein Name.
"Feldhäale" nennt mich die schwäbische Dame.
"Perdix" ruft mich der Lateiner.
Nur: dass ich da bin, weiß fast keiner.

Manchmal wünscht ich, ich wär kein Huhn.
Dann könnt ich mehr dagegen tun,
dass man mich ständig hier vertreibt,
ohne zu sagen, wo man verbleibt.

Ich bin genügsam, tu niemandem Leid,
vertreibe im Kleefeld meine Zeit.
Picke rum an grünen Blätterspitzen
und genieße es, im Staubbad zu sitzen.

Stört man mich, versuch ich wegzugucken
oder mich flach an den Boden zu ducken.
"Reb-reb" ruf ich und flieg erst im letzten Moment,
bevor man mich über den Haufen rennt.

Im Winter gefällt´s mir auf den Filderflecken,
da kann sich die Kette in den Äckern verstecken.
Im tiefen Schnee, zwischen Lauch und Kraut,
wird eine behagliche Kuhle gebaut.

Wenn dann im Frühjahr die Sonne lacht,
in uns Rebhühnern familiärer Trieb erwacht.
Der balzende Hahn ruft ganz aufgeregt,
bis ihm die Henne 15 Eier legt.

Danach geht der Stress erst richtig los,
denn jetzt ziehen wir unsere Kinder groß!
Der Hahn wacht und schützt vor den Dieben,
die Henne tut Futter in die Schnäbel schieben.

Richtig toll wär eigentlich das Hühnerleben,
würde es den Menschen nicht geben.
Kaum hat er Häuser, Fabriken und Straßen gebaut,
wird uns das Feld vom Flughafen geklaut.
Gibt´s zwischen den Bauern keine Einigung,
vertreibt uns die Flurbereinigung.
Erdwege, Hecken und Raine verschwinden;
wo können wir da noch Deckung finden?
Spaziergänger, Hunde und auch Reiter
verhalten sich leider auch nicht gescheiter,
verwandeln die Felder in Freizeitoasen.
Gute Nacht, ihr Hühner und auch Hasen!
Von allen vertrieben, zu Tode gehetzt,
schutzlos Wetter und Feinden ausgesetzt,
so kämpfen wir bis zum letzten Huhn.

Ihr Menschen müsst endlich was für uns tun!

Eberhard Mayer


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