Ist der Dompfaff ein ehrwürdiger Kirchenmann und die Gottesanbeterin eine tiefgläubige Nonne?
Gilt der Gute Heinrich als bekannter Arzt und der Pillendreher als schrulliger Apotheker?
Bezeichnet der Wendehals einen rückgratlosen Politiker aus der DDR-Vergangenheit?
Sind Raubwürger und Neuntöter furchteinflößende Serienmörder?
Ist die Totentrompete ein Musikinstrument, das auf dem Friedhof gespielt wird?
Meint man mit dem Schimpfwort Stinkmorchel einen Arbeitskollegen, der mit Wasser und Seife auf Kriegsfuß steht?
Nichts von alledem!
Man mag es kaum glauben: es handelt sich bei oben genannten Bezeichnungen lediglich um eine kleine Auswahl ungewöhnlicher
Tier- und Pflanzennamen aus dem einheimischen Artenspektrum!
Der mehr oder weniger interessierte Betrachter unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt wird mit diesen Kuriositäten immer
wieder konfrontiert, wenn er Fachbücher liest, Tiere und Pflanzen bestimmt oder ganz einfach über Erlebtes aus der Natur
diskutiert und Erfahrungen austauscht. Dabei wird er feststellen, dass er von manchen Namen nie gehört hat; bei anderen
Bezeichnungen wird er sich zumindest fragen, was sie eigentlich bedeuten bzw. wie sie entstanden sind.
Die Herkunft der teils lustigen, teils zweideutigen, vielfach aber auch deftig-treffenden und auf charakteristische
Eigenschaften hinweisenden Namen kann verschiedene Ursachen haben:
- Aberglaube oder sagenhafte/geheime Eigenschaften
Beispiele: Guter Heinrich, Neuntöter, Warzenbeißer
- Volksmund oder mundartliche/regionale Bezeichnungen
Beispiele: Pfannenstielchen, Vergißmeinnicht, Ziegenmelker
- Spitznamen (teils mit menschlichen Vergleichen)
Beispiele: Dompfaff, Pfaffenhütchen, Pillendreher
- Hinweise auf besondere Fähigkeiten oder auffällige Merkmale
Beispiele: Augentrost, Hufeisennase, Landkärtchen
- Warnung vor schlechten/schmerzhaften Eigenschaften
Beispiele: Rühr-mich-nicht-an, Satanspilz, Wolfsmilch
In jedem Falle ist es höchst interessant und auch amüsant, sich näher mit der Bedeutung solcher skurrilen Begriffe zu
befassen. Hier eine kleine Auswahl von Namen und Bezeichnungen, die in der heimischen Tier- und Pflanzenwelt gebräuchlich
sind. Viel Spass beim Studieren - die Begriffe sind quer durch Flora und Fauna ohne System ausgewählt und in alphabetischer
Reihenfolge aufgeführt:
Augentrost
Ist das etwa ein Seelentröster, der den Tränenfluss stoppt, oder gar ein Augenarzt?
Tatsächlich handelt es sich um eine weiß-blühende Blütenpflanze, die auch als alte Heilpflanze bekannt ist. Der Name rührt
daher, dass sie früher - und gelegentlich auch noch heute - zur Behandlung von Augenleiden verwendet wird.
Vorkommen: häufig auf Wiesen und Halbtrockenrasen, stellenweise auch auf Magerwiesen in Filderstadt.
Blutströpfchen
Ist das etwa eine schlichte Hautverletzung oder ist es gar ein Blutopfer anlässlich einer Ritualhandlung?
Tatsächlich handelt es sich um einen kleinen Schmetterling aus der Familie der Widderchen. Der Name rührt von den
satt-karminroten Flecken auf den schwarzblauen Vorderflügeln.
Vorkommen: Hält sich auf sonnigen, aber auch feuchten Wiesen und Hanglagen auf. In Filderstadt gefährdet; nur noch
inselartiges Vorkommen!
Bombardierkäfer
Ist das etwa eine von Terroristen zum Einsatz vorgesehene biologische Waffe?
Tatsächlich handelt es sich um eine Laufkäferart mit blauen oder schwarzen Flügeldecken. Der Name rührt daher, dass der
Käfer mittels eines Explosionsapparats am Körperende ein Sekretgemisch "abschiessen" kann, das von einem leichten Knall
und einer kleinen Rauchwolke begleitet wird!
Vorkommen: Der Kleine Bombardierkäfer lebt unter Steinen an Wegrändern und Hecken. In Filderstadt kommt er nicht mehr
vor; früher war er im Auffüllgelände des Bombachtals zu finden.
Buchdrucker
Ist das etwa ein traditioneller Handwerksberuf, den weiland Johannes Gutenberg begründete?
Tatsächlich handelt es sich um einen unserer größten Forstschädlinge, eine Borkenkäferart, die vor allem Fichtenbestände
befällt. Der Name rührt von den ins Holz genagten, der Eiablage dienenden Gängen, die mit ihren weiten Verzweigungen einem
bizarren Druckbild ähneln.
Vorkommen: Kommt (leider) auch in Filderstadt massenhaft vor und findet in den von Umwelteinflüssen und Stürmen
geschädigten Waldbeständen reiche Nahrung.
C-Falter
Ist das etwa irgendeine geheimnisvolle Abkürzung: ABC, Chemisches oder so?
Tatsächlich handelt es sich um einen tief ausgeschnittenen, gelbbraunen Fleckenfalter, der teilweise schon im März beobachtet
werden kann. Der Name rührt daher, dass der Falter auf der Unterseite der Hinterflügel einen weißen Fleck trägt, der dem
Buchstaben C ähnelt.
Vorkommen: Auch in Filderstadt in lichten Wäldern und an Waldrändern zu finden.
Dickkopf
Ist das etwa ein besonders sturer und hartnäckiger Zeitgenosse?
Tatsächlich handelt es sich um eine Schmetterlingsfamilie, deren Name von dem kurzen, robusten (gedrungenen) Körper abgeleitet
wird. Die Falter haben braune, weißgefleckte oder goldbraune Flügel.
Vorkommen: Mehrere Dickkopf-Arten können auch in Filderstadt an sonnigen Standorten (grasige Säume, auch Waldränder)
beobachtet werden.
Dompfaff
Ist das etwa ein würdevoller, in einer Domkirche tätiger Geistlicher?
Tatsächlich handelt es sich um eine bekannte Vogelart aus der Familie der Finken, die auch als Gimpel bezeichnet wird. Der
Name rührt von der pracht- und würdevollen Erscheinung des Männchens: es trägt eine leuchtend rote Unterseite sowie eine
pffafenartige, schwarze Kopfplatte.
Vorkommen: Lebt - auch in Filderstadt - vor allem in Waldgebieten. Kommt im Winter auch an Futterplätze und in Hausgärten.
Eichen(prozessions)spinner
Ist das etwa ein im Eichenwald wohnender, religiös angehauchter und mit Vorsicht zu genießender Sonderling?
Tatsächlich handelt es sich bei den Spinnern um eine Schmetterlingsfamilie, deren Raupen größere Nester zusammenspinnen, in
denen sie sich verborgen halten. Die Eichenprozessionsspinner können sich invasionsartig zu gefährlichen Schädlingen der
Eichenwälder entwickeln; ihre Raupen besitzen leicht abbrechende Nesselhaare, die bei menschlicher Berührung zu ernst zu
nehmenden Entzündungen führen können.
Vorkommen: Hat in den letzten Jahren auch in der Region Stuttgart auf negative Weise von sich reden gemacht. Tritt in
Jahren der übervermehrung teilweise massenhaft auf.
Eselsohr
Ist das etwa das Gehör des Grautiers oder eine geknickte Buchseite?
Tatsächlich handelt es sich um eine eßbare Pilzart aus der Familie der Großbecherlinge. Der Name rührt von der
charakteristischen Ohrform des Pilzfruchtkörpers, der bis zu 15 cm Durchmesser haben kann und orange- bis eigelb gefärbt ist.
Vorkommen: Diese Pilzart ist vor allem an Buchenwälder gebunden und kommt auch in Filderstadt vor.
Fetthenne
Ist das etwa die abfällige Bemerkung über eine wohlgenährte, aber ungeliebte Nachbarin?
Tatsächlich handelt es sich um ein weiß-blühendes Dickblattgewächs, das auch als Futterpflanze dient für den Apollofalter,
einen unserer seltensten und schönsten Schmetterlinge. Der Name bezieht sich auf die fleischigen, dicken und dunkelgrün
gefärbten Blätter.
Vorkommen: Die Wildform kommt nur zerstreut in Trockenlagen und Mauern vor (z.B auf der Schwäbischen Alb). Bekannter ist
dafür die rötlichblühende Garten(zucht-)form dieser Pflanze.
Frauenschuh
Ist das etwa eine damenhafte Fußbekleidung?
Tatsächlich handelt es sich um eine der prächtigsten, heimischen Orchideenarten. Der Name rührt von der eigenartigen, wie
ein Frauenschuh geformten Blüte: sie besteht aus einer schuhartig aufgeblasenen, gelben Lippe sowie braunroten äußeren
Blütenblättern.
Vorkommen: Sehr seltene, wärmeliebende Waldorchidee. In Filderstadt wohl ausgestorben. Kommt aber noch an vereinzelten
Standorten auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald vor.
Geburtshelferkröte
Ist das etwa ein Schimpfname für eine etwas deformierte Hebamme?
Tatsächlich handelt es sich um eine graubraune, unkenähnliche Krötenart. Der Name bezieht sich auf die ungewöhnliche
"Geburtshelfer"-Rolle des Männchens, das die Laichschnüre ca. 3-6 Wochen lang an Land mit sich trägt und erst danach die
zum Schlüpfen fertigen Larven in einem Gewässer absetzt.
Vorkommen: Im Landkreis Esslingen nicht vertreten! In Baden-Württemberg spezialisiert auf Abgrabungsgebiete in
Fluss-/Bachlandschaften und Steinbrüchen.
Gottesanbeterin
Ist das etwa eine fromme Ordensschwester, eine tiefgläubige Nonne?
Tatsächlich handelt es sich um eine faszinierende, seltene Heuschreckenart, die ihre Insektenbeute durch Anschleichen fängt
("Fangschrecke"). Der Name rührt von der beim Anschleichen erstarrten Haltung her, in welcher sie die Vorderbeine wie in
"Bethaltung" gefaltet bzw. gekreuzt vor ihrem Körper hält.
Vorkommen: In Baden-Württemberg "stark gefährdet", kommt nur an besonders wärmebegünstigten Standorten wie am Kaiserstuhl
und teilweise in der Rheinebene vor.
Guter Heinrich
Ist das etwa ein guter Onkel oder ein besonders verdienstvoller Wohltäter (Arzt, Sozialhelfer, Missionar)?
Tatsächlich handelt es sich um eine ährig-blühende Pflanze, die auch als Dorf-Gänsefuß bekannt ist. Der Name verweist auf
eine alte Arzneipflanze, die wegen ihres Saponin-Gehalts eine wohltuende Wirkung als Abführmittel erzeugt.
Vorkommen: Als Unkrautbestand an Kompost- und Misthäufen, aber auch an Gräben und Mauern. Auch in Filderstadt vereinzelt
auftretend (Ruderalflächen).
Hausbock
Ist das etwa ein männliches Haustier (Schaf? Ziege?) oder ist es die schlüpfrige Bezeichnung für einen gewissen "Hausfreund"?
Tatsächlich handelt es sich um einen der schlimmsten Schädlinge unter den Insekten, der zur Familie der Bockkäfer gehört.
Der Name bezieht sich auf sein unheilvolles "Wirken" vor allem in Häusern, wo seine Larven altes, verbautes Nadelholz völlig
zerfressen!
Vorkommen: Dieser gefürchtete Mitbewohner nistet sich vorwiegend im Gebälk älterer Gebäude ein. Ständige Kontrollen
(Nagegeräusche!) sind zu empfehlen.
Hufeisennase
Ist das etwa ein bedauernswerter Mensch mit abartig deformiertem Gesichtsmittelpunkt?
Tatsächlich handelt es sich um Säugetiere aus der Ordnung der Fledermäuse. Der Name rührt vom eigenartigen und charakteristischen
Nasenaufsatz dieser Tiere, der durch einen hufeisenförmigen, nach oben offenen Hautsaum gebildet wird.
Vorkommen: In Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Fledermaus-Art! In den letzten Jahren wurden in unserem Land nur
sehr vereinzelte Funde registriert.
Igelkolben
Ist das etwa der Spitzname für einen Mann mit stachligem, igelförmigem Riechkolben?
Tatsächlich handelt es sich um eine gelbgrün blühende Pflanze, die am Saum langsam fließender oder stehender Gewässer wächst.
Der Name weist auf die kugeligen Blütenkolben hin, wobei die weiblichen Kolben stachelig geformt sind.
Vorkommen: Tritt auch in Filderstadt recht zahlreich im Röhricht der Gewässersäume auf.
Jagdkäfer
Ist das etwa die Insider-Bezeichnung für einen rennmäßig getrimmten Kult-PKW?
Tatsächlich handelt es sich um eine Unterfamilie der heimischen Käferarten. Der Name bezieht sich auf die Ernährung dieser
Käfer, die mit ihrer gestreckten Gestalt und breitem Kopf Jagd auf andere Insekten machen.
Vorkommen: Jagdkäfer treten als Schädlinge in Getreide-, Reis- und Zuckerprodukten auf und kommen vor allem in
Lagerhallen vor.
Kaisermantel
Ist das etwa der modische Fachausdruck für einen edlen Mantel-Typ?
Tatsächlich handelt es sich um imposante, rötlich-braune Schmetterlingsart, die gerne Disteln und große Doldenblüten aufsucht.
Der Name rührt wohl von dem prachtvollen Erscheinungsbild dieses Fleckenfalters; er ist einer unserer schönsten und größten
Schmetterlinge!
Vorkommen: Ist auch in Filderstadt von Juni bis September zu beobachten. Kommt vor allem an Waldwiesen und Waldwegen vor.
Kälberkropf
Ist das etwa eine Tierkrankheit oder gar ein Feinschmecker-Tipp?
Tatsächlich handelt es sich um ein weiß-blühendes Doldengewächs, das giftig ist und von dessen Verwendung auch wegen der
Verwechslungsgefahr mit anderen Giftpflanzen dringend abzuraten ist. Der Name rührt von den aufgeblasenen Stengelknoten her.
Vorkommen: Seltene Pflanze an feuchten Standorten. Kommt auch in Filderstadt, z.B. am Bärensee, vor.
Landkärtchen
Ist das etwa die Bezeichnung für ein faltbares Kartenblatt oder einen Taschenatlas?
Tatsächlich ist damit ein kleiner, aber interessanter Edelfalter gemeint, der in zwei völlig unterschiedlich aussehenden
Generationsformen bei uns vorkommt. Der Name rührt von der genetzten Unterseite der Flügel, die in ihrer Musterung an eine
reich gegliederte Landkarte erinnert.
Vorkommen: Am Schönbuchrand Filderstadts kann man das Landkärtchen regelmäßig beobachten.
Löwenzahn
Ist das etwa eine afrikanische Jagdtrophäe oder ein übergroßer Reißzahn?
Tatsächlich ist dies die volkstümliche Bezeichnung für eine der häufigsten Wiesenpflanzen, die auch "Pusteblume" oder im
Schwäbischen wenig galant "Bettsoicher" genannt wird. Die offizielle botanische Bezeichnung lautet "Gemeine Kuhblume". Der
Name "Löwenzahn" rührt wohl von den Blattzähnen der fiederteiligen, grob gesägten Blätter her.
Vorkommen: Sehr häufige Pflanze, die auch in Filderstadt fast an keinem Standort fehlt.
Mannstreu (Männertreu)
Ist das etwa ein Hinweis auf mehr oder weniger vorhandene, anhängliche Verhaltensformen von Ehemännern?
Tatsächlich handelt es sich um ein Doldengewächs, das kugelige Blütendolden und Blätter mit stechenden Dornen besitzt. Der
Name bezieht sich vermutlich in ironischem Sinn auf die vom Winde verwehten und somit "unstet wie Männer hin- und herlaufenden"
Fruchtstände.
Vorkommen: Seltene, an Trockenrasen und Wegrainen wachsende Blütenpflanze. In Filderstadt wohl nicht vertreten.
Mops
Ist das etwa diese besonders hässliche, kleine Hunderasse?
Tatsächlich handelt es sich um eine kleine Fledermausart mit schwarzbraunem Fell, die in Höhlen und Stollen überwintert. Der
Name rührt von der kurzen, breiten, mopsartig gedrungenen Schnauze.
Vorkommen: In Baden-Württemberg sehr seltene Fledermaus-Art; in Filderstadt kein Vorkommen bekannt.
Neunauge
Ist das etwa eine zyklopenhafte, jedoch vieläugige Riesengestalt?
Tatsächlich handelt es sich um eine schlangenförmige Fischart, die zur Klasse der Rundmäuler gezählt wird. Der Name bezieht
sich auf die insgesamt neun "Augen", die sich beim Zählen der 7 Kiemenöffnungen, des richtigen Auges und der Nasenöffnung
ergeben.
Vorkommen: Seltene Fischart am Oberlauf von Fließgewässern; lebt meist unter Steinen. Erfreulicherweise kommt das seltene
(Bach-)Neunauge auch in Filderstadt im Reichenbachtal vor!
Neuntöter
Ist das etwa ein zählfreudiger, abartiger Massenmörder?
Tatsächlich handelt es sich um eine farbenprächtige Singvogelart, die auch als Rotrückenwürger bezeichnet wird. Der Name
kommt aus dem Volksmund und rührt von der Annahme, der mordgierige Vogel würde erst neun Beutetiere töten, bevor er eines
davon frisst. Diese Vermutung ist natürlich nicht zutreffend; tatsächlich legt sich der von Großinsekten und seltener von
Jungmäusen lebende Vogel zeitweise kleinere "Vorräte" an, indem er seine Beutetiere auf Stacheln oder Dornen aufspießt.
Vorkommen: Seltener, auch in Filderstadt in stark abnehmender Zahl brütender Heckenbewohner.
Oedschrecke
Ist das etwa eine besonders langweilige Vogelscheuche?
Tatsächlich handelt es sich um eine Heuschrecke mit kurzen Fühlern, die in Biotopen mit nur wenig Vegetation lebt. Der Name
rührt von ihrem Vorkommen im ödland, vor allem in Steinschutthalden sowie in Kies- und Sandgrubengelände.
Vorkommen: In Baden-Württemberg "gefährdet". Im württembergischen Landesteil ist sie sehr selten, im Rheintal häufiger
zu finden.
Ordensband
Ist das etwa eine ehrenhafte Auszeichnung für besondere Verdienste?
Tatsächlich handelt es sich um die Bezeichnung großer Nachtfalter aus der Unterfamilie der Eulen. Der Name rührt von den
charakteristischen, breiten Streifen auf den Hinterflügeln, die blau oder rot gefärbt sein können.
Vorkommen: Diese seltenen, nachtaktiven Falter halten sich vorwiegend an Pappeln, Eschen und Weiden auf. In Filderstadt
kommt nur noch das Rote Ordensband vereinzelt vor.
Pestwurz
Ist das etwa ein Kräuterschnaps, der früher zur Bekämpfung der Pest diente?
Tatsächlich handelt es sich um eine etwas seltsame, rötlich blühende Pflanze, die zur Blütezeit keine Blätter, sondern
lediglich Blattschuppen am Stengel trägt. Der Name dieser alten Heilpflanze erinnert an die frühere Verwendung als
Pestheilmittel.
Vorkommen: Wächst auch in Filderstadt relativ häufig an Ufern, Gräben und feuchten Waldrändern.
Pfaffenhütchen
Ist das etwa die Kopfbedeckung eines katholischen Geistlichen?
Tatsächlich ist dies die volkstümliche Bezeichnung für eine dekorative Strauchart, die auch Spindelbaum oder -strauch genannt
wird. Der Name rührt von dem auffällig rot gefärbten Samenmantel, dessen Form an das Barett eines katholischen Priesters
erinnert.
Vorkommen: Auch in Filderstadt meist in Hecken oder an Waldrändern zu finden.
Pfannenstielchen
Ist das etwa der Handgriff an einem der wichtigsten Küchengeräte?
Tatsächlich handelt es sich hier um eine schöne, leicht exotisch wirkende Singvogelart, die offiziell als Schwanzmeise
bezeichnet wird. Der treffende Neben-Name kommt aus dem Volksmund und rührt von der auffälligen Erscheinung mit dem extrem
langen Schwanz ("Pfannenstielchen").
Vorkommen: Kommt auch in Filderstadt vor, ist aber nirgends sehr häufig.Bewohnt vor allem Wälder und Parks.
Pillendreher
Ist das etwa ein kauziger Apotheker, der seine Tabletten noch von Hand herstellt?
Tatsächlich handelt es sich um eine Unterfamilie der Blatthornkäfer, welche an die aus ägypten bekannten Heiligen Pillendreher
der Gattung Scarabaeus erinnert. Der Name bezieht sich auf die Fähigkeit, aus frischem Mist Kotkugeln zu formen; diese werden
anschließend fortgewälzt und für die Brut eingegraben.
Vorkommen: Diese Käfer kommen in Filderstadt nicht mehr vor.
Plattbauch
Ist das etwa ein neues Schönheitsideal, das den bisher vergötterten Waschbrettbauch ablöst?
Tatsächlich handelt es sich um eine Segellibelle, bei welcher der Leib des Männchens hellblau und der des Weibchens olivbraun
gefärbt ist. Der seltsame Name rührt eben von dem breiten, stark abgeplatteten Hinterleib dieses Insekts.
Vorkommen: Lebt an flacheren Kleingewässern; kann auch an Teichen und Tümpeln in Filderstadt regelmäßig beobachtet werden.
Quelljungfer
Ist das etwa eine schöne und geheimnisvolle, weibliche Märchengestalt?
Tatsächlich handelt es sich um eine gestreifte, kräftige Libellenart, die auch wehrhafte Insekten wie Faltenwespen erbeuten
kann. Der Name rührt von ihrem Lebensraum, der sich vor allem in den oberen, quellnahen Bachabschnitten befindet.
Vorkommen: Meist an klaren, schnell fließenden Mittelgebirgsbächen; in Filderstadt sind deshalb keine Vorkommen bekannt.
Raubwürger
Ist das etwa ein "atemberaubender" und beutegieriger Schwerverbrecher?
Tatsächlich handelt es sich um die größte Vogelart aus der Familie der heimischen "Würger". Der Name weist darauf hin, dass
es sich hier um den "Räuber" unter den Singvogelarten handelt: er verzehrt nicht nur Insekten, sondern auch Jungvögel,
Reptilien und Mäuse.
Vorkommen: Ehemaliger Brutvogel in Filderstadt (zB. Gutenhalde); inzwischen in Bad.-Württ. sehr selten geworden.
überwintert teilweise auf der Schwäbischen Alb, jüngst auch im Durchzug in Filderstadt!
Rühr-mich-nicht-an
Ist das etwa die erschrockene, aber bestimmte Rückzugsaufforderung einer älteren Jungfer?
Tatsächlich handelt es sich um das Springkraut, ein schwach giftiges und gelbblühendes Balsaminengewächs. Der Name rührt von
der ungewöhnlichen "Abwehrreaktion" dieser Pflanze, die bei Berührung oder Erschütterung den Samen oft meterweit
ausschleudern kann.
Vorkommen: Auch in Filderstadt recht häufig an feuchten und schattigen Stellen (Waldränder, Wälder, Geröllhalden) zu finden.
Satanspilz
Ist das etwa eine teuflische Speisenzutat?
Tatsächlich handelt es sich um eine übelriechende Pilzart mit blutroten Poren, deren Fleisch sich bei Berührung leicht blau
verfärbt. Der Name weist auf die Gefährlichkeit dieses Giftpilzes hin: er bewirkt heftiges Erbrechen, allerdings keine
unmittelbare Lebensgefahr.
Vorkommen: Glücklicherweise ist diese Pilzart bei uns relativ selten; sie wächst vor allem unter Rotbuchen.
Siebenschläfer
Ist das etwa dieser komische Kalendertag Ende Juni, der uns im Falle von Regen sieben Wochen lang Schlechtwetter bringen soll?
Tatsächlich handelt es sich um ein Säugetier aus der Gattung der Schlafmäuse (Bilche). Charakteristisch sind das graue Fell,
der lange, buschige Schwanz sowie die großen dunklen Augen. Der Name rührt von dem siebenmonatigen Winterschlaf, den das Tier
in seinem Nest aus Laub und Zweigen hält.
Vorkommen: Häufiger Bewohner unserer Wälder; besiedelt gerne Nistkästen!
Stinkmorchel
Ist das etwa eine übel riechende Seife?
Tatsächlich handelt es sich um einen Pilz mit weißlicher Hülle, der im Laub- und Nadelwald wächst. Der Name rührt vom
weithin wahrnehmbaren, nach Aas stinkenden Geruch. Trotzdem ist die junge Stinkmorchel eßbar!
Vorkommen: Diese Pilzart kommt auch bei uns recht häufig vor; stellenweise wächst sie "gesellig".
Teufelskralle
Ist das etwa die gefürchtete und Unglück bringende Hand des Satans?
Tatsächlich handelt es sich um ein weiß oder blau blühendes Glockenblumengewächs, das auch Rapunzel genannt wird. Der Name
bezieht sich auf die gebogenen Blütenknospen, die krallenartig gekrümmt sind.
Vorkommen: Wächst auch in Filderstadt vereinzelt auf nährstoffreichen, etwas feuchten Böden.
Totenkopf
Ist das etwa dieses Abzeichen, das viele Schlägertrupps tragen?
Tatsächlich handelt es sich um einen großen Nachtfalter aus der Familie der Schwärmer. Den Namen verdankt er der
charakteristischen, totenkopfähnlichen Zeichnung auf dem Rücken. Abergläubische Menschen glauben deshalb, dass er bei
seinem Erscheinen Unglück voraussagt.
Vorkommen: Der Totenkopf als Wanderfalter ist ein schneller und ausdauernder Flieger; leider ist er in letzter Zeit
(auch in Filderstadt) sehr selten geworden.
Totentrompete
Ist das etwa ein Musikinstrument, das auf dem Friedhof gespielt wird?
Tatsächlich handelt es sich um einen eßbaren Herbstpilz, der in Form und Gestalt an Pfifferlinge erinnert. Der Name ist auf
seine düstere Erscheinung zurückzuführen, denn er ist in dunklen Tönen von grau über violett bis schwärzlich gefärbt.
Vorkommen: Wächst vor allem im Buchenwald und kommt stellenweise in Haufen oder gar massenhaft vor.
Trauermantel
Ist das etwa das schwarze Kleidungsstück, das man auf Beerdigungen trägt?
Tatsächlich handelt es sich um einen prächtigen Edelfalter, der in Hohlräumen und Dachböden überwintert. Der Name weist auf
seine vornehme Erscheinung hin: samtschwarze Flügel, ockergelber Saum und eine Reihe blauer, keilförmiger Flecke.
Vorkommen: Kommt in lichtem Wald oder buschigem Gelände vor; in Filderstadt sehr selten.
Ukelei
Ist das etwa eine Zwillingsschwester der Akelei (-Blume) oder vielleicht ein Musikinstrument aus Hawaii?
Tatsächlich handelt es sich um einen relativ kleinen, schlanken Karpfenfisch, dessen Merkmal eine durchgehende Seitenlinie ist.
Die Herkunft des Namens "Ukelei" ist unklar; eine andere Bezeichnung dieses Fisches ist "Laube".
Vorkommen: Typischer Schwarmfisch, der an stehenden und langsam fließenden Gewässern vorkommt. In Filderstadt sind keine
Vorkommen bekannt.
Vergissmeinnicht
Ist das etwa der Werbeslogan der Deutschen Post?
Tatsächlich handelt es sich um eine liebliche, weithin bekannte Blütenpflanze, die vor allem an feuchten Standorten wächst.
Der Name bezieht sich wohl auf die sympathische Erscheinung dieser Pflanze mit den himmelblauen Blüten, die auch Verliebte
sich gegenseitig zur Erinnerung schenken.
Vorkommen: Stellenweise auch in Filderstadt recht häufig; Standorte auf Feuchtwiesen und im Wald werden bevorzugt.
Warzenbeißer
Ist das etwa ein Wunderheiler oder eine gefährliche Hunderasse?
Tatsächlich handelt es sich um eine kräftig gebaute Laubheuschrecke, die auch Mittelgebirgsregionen bewohnen kann und sogar
leichte Fröste übersteht. Der Name rührt vom Volksbrauch, sich von diesen Tieren Warzen abbeißen und verätzen zu lassen.
Vorkommen: In Baden-Württemberg im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb und in den Mooren Oberschwabens anzutreffen.
Wendehals
Ist das etwa der berüchtigte, rückgratlose Politiker aus der DDR-Wendezeit?
Tatsächlich handelt es sich um eine rindenfarbige Vogelart aus der Familie der Spechte, die fast ausschließlich von Ameisen
lebt. Der Name bezieht sich auf die Fähigkeit, bei Gefahr dem Feind gegenüber Augen und Hals zu verdrehen, ihn anzufauchen
und somit zu bedrohen.
Vorkommen: In Filderstadt stark gefährdeter Brutvogel der Streuobstwiesen; Bestände landesweit stark rückläufig.
Wolfsmilch
Ist das etwa diese schwer bekömmliche Milch, die nur robuste Sagengestalten trinken können?
Tatsächlich handelt es sich um die Familie der Wolfsmilchgewächse, deren verbreitetster Vertreter bei uns die
Zypressenwolfsmilch darstellt. Der Name bezieht sich auf den schwer verdaulichen, weißen Milchsaft, der Giftstoffe enthält
und auf der Haut Entzündungen verursachen kann (vom Vieh werden diese Pflanzen nicht gefressen).
Vorkommen: Häufig; meist auf mageren Wiesen und Rainen.
Ypsilon-Eule
Ist das etwa ein neu entdeckter Nachtvogel?
Tatsächlich handelt es sich um einen tag- und dämmerungsaktiven Wanderfalter aus der Unterfamilie der Eulen. Der Name rührt
von dem silbrigen Fleck in Form eines Ypsilon, der inmitten der violett-braunen Flügel zu finden ist (auch Gamma-Eule genannt!).
Vorkommen: Recht häufig, zuweilen sogar als Schädling in der Landwirtschaft verrufen.
Ziegenbart
Ist das etwa der komische Kinn-Bartschmuck, den schon Ho-Tschi-Minh trug?
Tatsächlich handelt es sich um eine gelb- bis orangefarbene Pilzart, die vor allem im Nadelwald und im tiefen Moos wächst.
Der Name bezieht sich auf Form und Gestalt des Pilzes: die Fruchtkörper wirken korallenförmig, ohne Hut und Stiel (wie ein
Ziegenbärtchen!).
Vorkommen: Stellenweise häufig, teils in Kreisen vorkommend, insbesondere im Fichtenwald.
Ziegenmelker
Ist das etwa ein neuer Landarbeiter-Beruf?
Tatsächlich handelt es sich um eine ungewöhnliche, nächtlich lebende Vogelart (auch Nachtschwalbe genannt) mit schnurrendem
Balzgesang. Der kuriose Name entstand schon im Altertum: dem nachtaktiven und "unheimlichen" Vogel wurde unterstellt, dass er
bei seinen nächtlichen Beutezügen Viehweiden besuchen und dabei Ziegen melken würde.
Vorkommen: Stark bedroht, kommt nur in lichten Wäldern, Heiden und buschreichem Gelände vor; in Filderstadt nicht vorhanden.
Haben Sie "Lust auf mehr" bekommen? Wenn ja: setzen Sie sich doch einfach mit der Gruppe der Biotopkartierer in
Filderstadt in Verbindung! Dort werden Tier- und Pflanzenarten auf unserer Gemarkung aufgesucht, bestimmt und kartiert; dort
erhalten Sie auch - soweit möglich - Auskunft über die Bedeutung weiterer, mehr oder weniger kurioser Namen und Bezeichnungen.
Das alles übrigens ohne Vereinszwang und ohne formale Mitgliedschaft, ganz einfach aus Interesse und Freude an der Natur!!
Kontaktpersonen:Eberhard Mayer (Tel: 0711 / 77 74 46), Hartmut Spahr (Tel: 0711 / 77 23 63)
Anmerkung:
Diese Ausarbeitung enthält im Original zahlreiche Illustrationen
und Handzeichnungen.
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